Horror-Bericht: 10.000 Milliarden Dollar Verlust durch Pandemie
Der erste globale Corona-Jahresbericht ist da – und hat es in sich. Die Weltbank schätzt, dass bisher durch die Krise Einnahmeverluste von 10.000 Milliarden US-Dollar enstehen werden. Sie betreibt gemeinsam mit der WHO die Denkfabrik Global Preparedness Monitoring Board (GPMB).
Die schreibt in ihrem am Montag vorgestellten Pandemie-Bericht von "umfassenden und zerstörerischen Auswirkungen" einer Krankheitswelle, wie sie die Welt noch "nie zuvor" gesehen habe. Zum Vergleich: Das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP) hat 2019 86.600 Mrd. Dollar betragen. Demnach belaufen sich nur die Verluste der Weltwirtschaft durch das Virus auf beinahe 12 Prozent des globalen BIP.
Armut wächst wohl
Zu den 10.000 Mrd. ist ergänzend zu sagen, dass bisher bereits 11.000 Milliarden US-Dollar (rund 9.300 Mrd. Euro), "mindestens", unter anderem für Hilfspakete ausgegeben wurden. Diese Milliarden sollen positive Konjunktur-Effekte auslösen.
Global steigen dürfte die weltweite Armut. Die Zahl jener Menschen, die mit weniger als 1,60 Euro pro Tag über die Runden kommen muss, erhöht sich nach jahrelangem Abwärtstrend wieder in Richtung der Neun-Prozent-Marke, heißt es im GPMB-Bericht (siehe Grafik).
Covid-19 zeige das kollektive Versagen einer vernetzten, aber unvorbereiteten "Welt in Unordnung", die falsche Reaktionen gezeigt und falsche Prioritäten gesetzt hat, schlussfolgert die Denkfabrik. Co-Vorsitzende Gro Harlem Brundtland erklärte dem deutschen Magazin Spiegel, dass die Pandemie "ganz sicher nicht in diesem Jahr" vorbei seien werde: "Es können Jahre vergehen, bis auf dem Weg zu einem geeigneten Mittel sämtliche Hindernisse ausgeräumt sind."
"Niemand ist sicher"
In Zukunft müsse man wachsamer sein, so Brundtland. Südkorea, Vietnam oder Singapur seien Vorbilder im Kampf gegen das Virus. "In diesen asiatischen Gesellschaften wird mehr an die Gemeinschaft gedacht als in den westlichen Ländern, in denen die Rechte des Individuums im Mittelpunkt stehen", erklärte sie. Europa müsse aufpassen, im Kampf gegen gesundheitliche Krisen die persönliche Freiheit nicht "zu hoch" zu halten.
Europa, vor allem aber US-Präsident Donald Trump, hätten das Risiko unterschätzt. Worte, die man mittlerweile von WHO-nahen Vertretern gewohnt ist. Eine Mitschuld Chinas wollte Brundtland im Gegensatz zu WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus aber nicht leugnen: "Als im Januar schon längst klar war, dass Sars-CoV-2 von Mensch zu Mensch übertragen wird, haben chinesische Behörden gegenüber der WHO noch anderes behauptet." Das habe die globale Bekämpfung deutlich verzögert.
Die Denkfabrik präsentierte auch diverse Lösungsansätze. Neu klingen diese nicht: Die internationale Arbeit müsse verbessert, die WHO gestärkt und Investitionen in Gesundheitssysteme erhöht werden. Auch wichtig: kluge politische Führung, mündige Bürger und bessere Risikoplanung. "Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind", heißt es in einer pathetischen Schlussfolgerung.
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