Hohe Rate an Selbstmorden in Österreichs Gefängnissen
Überbelegte Gefängnisse - das ist in Österreich genauso ein Dauerzustand wie in vielen anderen europäischen Ländern. Auf 100 Plätze in den heimischen Justizanstalten kommen 100,7 Personen. Das geht aus dem jüngsten Bericht des Europarates hervor, der heute in Brüssel präsentiert wurde. Die von der Universität Lausanne erarbeitete Studie, die 44 Mitgliedstaaten untersuchte, kam auf einen europäischen Mittelwert von 91,4 Häftlingen auf jeweils 100 Plätze.
Obwohl konstant überbelegt, stehen Österreichs Gefängnisse im europaweiten Vergleich nicht so schlecht da. In insgesamt zwölf Staaten sind die Gefängnisse zu voll, angeführt von Nordmazedonien (122,3), Rumänien und Frankreich.
In absoluten Zahlen hat aber kein Mitgliedsland des Europarates mehr Häftlinge als Russland: rund 602.000 Menschen sitzen dort in Haft.
Der EU-Staat mit den meisten Gefängnisinsassen ist Großbritannien. Hier sind knapp 85.000 Häftlinge registriert. In Österreichs 28 Justizanstalten befinden sich derzeit rund 8.800 Menschen in Haft.
Ins Auge gestochen ist den Berichterstattern des Europarates jedoch vor allem die hohe Selbstmordrate in den heimischen Justizanstalten.33 Menschen sind 2018 in österreichischen Gefängnissen gestorben - 11 davon waren Selbstmorde. Auf 10.000 Menschen gerechnet entspricht dies einer Quote von 12,3 - das ist die zweithöchste in Europa. Nur in Frankreich begehen - proportional gesehen - noch mehr Häftlinge Suizid. Erklärungen dafür liefert der Bericht keine.
Und in noch einem Punkt weicht Österreich weit von den Durchschnittswerten ab: Mit einem Anteil von fast 55 Prozent stellen Ausländer in den heimischen Gefängnissen die Mehrheit der Insassen. Noch höhere Ausländeranteile weisen nur Luxemburg (72 Prozent) und die Schweiz (71,4 Prozent) auf. In absoluten Zahlen weisen die deutschen Gefängnisse mit rund 24.500 Häftlinge die meisten Ausländer auf.
Betrachtet man Europa als Ganzes beträgt der Anteil ausländischer Häftlinge 15,9 Prozent.
Die durchschnittliche Haftzeit sich sich in Österreich zuletzt erhöht. Im Vorjahr saß ein Insasse demnach im Schnitt rund 9,3 Monate ein, der europäische Mittelwert betrug dagegen etwa 8,2 Monate.
Am kürzesten ist die Haftzeit dagegen durchschnittlich in Zypern.Dort ließ ein Insasse die Haftmauern im Schnitt meist schon nach 1,2 Monaten hinter sich.
Aufgelistet hat die Studie auch die Zahl der Fluchtversuche: 611 Mal versuchten es im Jahr 2017 Häftlinge in Frankreich - und lieferten damit einen europäischen Spitzenwert. Aus deutschen Gefängnissen versuchten 394 Mal Häftlinge auszubrechen.
Die höchste Summe für seine Gefängnisse wendet mit rund 4 Milliarden Euro Russland auf. Die höchste Pro-Kopf-Summe, nämlich 380 Euro pro Tag, gibt es in Schweden. Österreich gibt etwa 110 Euro pro Tag für einen Häftling aus, der europäische Mittelwert liegt bei 66 Euro.
An die 95 Prozent aller Häftling in Europa sind Männer.
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