Hillarys Frühwarnsystem
Als sich ihre Wege vor 20 Jahren zum ersten Mal kreuzten, konnte niemand ahnen, dass dieses Power-Paar einmal nach dem Schlüssel für das Weiße Haus greifen würde. Hillary Clinton war eine mit den Untiefen des präsidialen Alltags ihres Mannes kämpfende First Lady, als sie eine damals 19-jährige dunkelhaarige Praktikantin in ihren Stab aufnahm. Zwei Jahrzehnte später ist Huma Abedin die wichtigste Vertraute der demokratischen Präsidentschaftskandidatin.
Abedin ist die Membran, die abschirmt, schützt und filtert. Sie ist Clintons Frühwarnsystem und Ein-Frau-Prätorianer-Garde. Wie eine Radarschüssel kreist die 40-jährige Mutter eines kleinen Sohnes 24 Stunden am Tag um ihre Chefin. Wer zu Clinton will, kommt an Abedin, Vizevorsitzende des knapp 700-köpfigen Wahlkampfteams im New Yorker Stadtteil Brooklyn, nicht vorbei. Mehr noch. Die beiden Frauen unterhalten ein fast symbiotisches Verhältnis, verbringen gemeinsam mehr Zeit als mit ihren Ehemännern. "Ich habe nur eine Tochter", sagt Hillary Clinton über ihren graziösen Schatten, "wenn ich eine zweite hätte, wäre das Huma."
Gehässige Gerüchte
Wer so viel Macht hat und so viel Nähe zur Macht pflegt, zieht die Pfeile auf sich. Kein Skandal in Hillaryland, in dem nicht auch Huma Abedin von der Bundespolizei FBI oder von Senatoren und Kongressabgeordneten in Ausschüssen gegrillt worden wäre. Kein Gerücht zu unverfroren, als dass es nicht – den beiden wird von Gossen-Blättern eine lesbische Liaison angedichtet – immer wieder medial aufgewärmt würde. Aber: Ob es die Terror-Attacken auf die US-Botschaft im libyschen Bengasi waren oder die ewige eMail-Affäre – stets behielt die neben Englisch fließend Urdu und Arabisch sprechende Schönheit die Contenance.
Sie ist kampferprobt. Blendend verankert. Und enorm leidensfähig. Wie Hillary Clinton. Als ihr Mann, der demokratische Politiker Anthony Weiner, nach digitalen Sex-Nachrichten an andere Frauen erst aus dem Kongress flog und später wegen fortgesetzter virtueller Unzucht auch eine Bewerbung als Bürgermeister von New York in den Sand setzte, wandte sich die öffentlich gedemütigte Abedin an ihre Mentorin. Wer wäre besser geeignet gewesen, trieblastige Ehemänner zu kommentieren als die nach der Monica-Lewinsky-Affäre durch alle Stahlbäder gegangene Clinton? Wie sie so blieb auch Abedin bei ihrem Mann. Eine Entscheidung, die Feministinnen und Konservativen bis heute die Zornesröte ins Gesicht treibt.
Praktizierende Muslima
Huma Abedin stammt aus Michigan im Mittleren Westen. Geboren in Kalamazoo in eine multikulturelle Ehe, Mutter Saleha ist eine pakistanische Intellektuelle, der verstorbene Vater Syed war ein indischer Religionsexperte, zog sie im Alter von zwei Jahren ins saudi-arabische Jiddah. Die Eltern gründeten dort eine Denkfabrik für die Anliegen muslimischer Minderheiten. Mit 18 kam sie an die George Washington Universität in der US-Hauptstadt. Abedin war eigentlich auf eine journalistische Karriere aus. Christiane Amanpoure, die polyglotte Star-Reporterin des Senders CNN, war ihr Vorbild. Ein Praktikum im Weißen Haus kam 1996 dazwischen.
Seither hat die praktizierende Muslimin, deren tiefbraune Augen der New Yorker Journalist Mark Jacobsohn einmal schwärmerisch "Teiche voller Mitgefühl" nannte, im Schlepptau von Clinton einen Platz in der ersten Reihe der Weltpolitik. Huma Abedin kennt die Stärken und Schwächen aller zentralen Gestalten im Hillary-Orbit. Ein unbezahlbarer Wissensvorsprung. Und ein Ziel für Attacken.
Die für jede Verschwörungstheorie offene erzkonservative Abgeordnete Michele Bachmann rückte Abedin einmal in die Nähe der radikal-islamischen Muslim-Bruderschaft, die durch sie, Abedin, die Rechtsordnung der Scharia im Machtzentrum Amerikas etablieren wolle. Das war dann selbst dem früheren republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain zu viel Unsinn. "Huma ist das Beste, was Amerika verkörpert. Sie ist eine intelligente, aufrechte, hart arbeitende und loyale Dienerin unseres Landes und unserer Regierung."
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