Üblicherweise ist die Nominierung eines Präsidentschaftskandidaten auf der Convention ein Formalakt und ein umjubelter Start in den Wahlkampf.
Nicht so diesmal bei den Demokraten. Trotz massiver Bemühungen von prominenten Exponenten der Partei, von First Lady Michelle Obama abwärts, ist es den Demokraten nicht gelungen, die Anhänger des linken Senators Bernie Sanders hinter Hillary Clinton zu versammeln. Daher war das Abstimmungprocedere über die NominierungHillary Clintons als Präsidentschaftskandidatin ein spannender Vorgang. Der zweite Tag des Demokraten-Parteitags in Philadelphia stand ganz im Zeichen dieses "roll call".
Um die Sanders-Anhänger nicht noch mehr zu verärgern, wurde die Abstimmung in alphabetischer Reihenfolge der Bundesstaaten voll bis zum Ende durchgezogen. Auch als Hillary Clinton die nötige Marke von 2383 Delegiertenstimmen überschritt, gab es keine Unterbrechung. Der Wahlgang sollte korrekt zu Ende gebracht werden - wohl um dessen demokratische Durchführung zu beweisen.
Und so zog sich am Dienstag am späten Nachmittag das Ritual dahin. Jeder Bundesstaat gab seine Stimmenzahl für Clinton und für Sanders bekannt. Bei N wie New York hatte Clinton erst 1907 Stimmen. Donald Trump hatte auf dem Parteitag der Republikaner bei New York seine Nominierungsschwelle überschritten - die Reihefolge wurde so angelegt, dass genau zu diesem Zeitpunkt sein Heimatbundesstaat an die Reihe kam.
Clinton musste bis S wie South Dakota warten, bis es so weit war. Am Ende kam sie auf 2838 Delegiertenstimmen. Fünfzehn Staaten gaben Sanders mehr Stimmen als ihr, darunter Colorado, Washington, Oregon, Oklahoma, Kansas und Wisconsin.
Sanders kam auf 1843 Delegiertenstimmen, das sind 40 Prozent. Sein Heimatstaat Vermont ließ sich als letzten reihen und gab kein Abstimmungsergebnis bekannt. Stattdessen ergriff Sanders das Wort und rief dazu auf, Clinton per Akklamation zu unterstützen. Damit gingen formal alle Sanders-Stimmen auch an Clinton. Sanders Anhänger hatten Tränen in den Augen, manche - wenige - verließen enttäuscht den Saal. Der Parteitag hatte jedenfalls seine sehnlichst erhoffte Geste der Geschlossenheit: Sanders rief Clinton zur Präsidentschaftskandidatin aus.
Damit ist erstmals eine Frau im Rennen ums Weiße Haus.
Clinton bedankte sich nach ihrer Nominierung per Videobotschaft beim Parteitag in Philadelphia: "Das ist Euer Sieg", rief sie ihren Anhängern zu.
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