Grüner Haavisto fordert Amtsinhaber Niinistö heraus

Sauli Niinistö bei der Stimmabgabe in Helsinki.
Staatsoberhaupt Niinistö ist bei der Präsidentenwahl in Finnland Favorit. Zwei Kandidaten wollen den EU-Austritt Finnlands.

Am kommenden Sonntag (28. Jänner) wählen die Finnen ein Staatsoberhaupt für die kommenden sechs Jahre. Derzeitiger Amtsinhaber ist der 69-jährige Sauli Niinistö. Der Konservative gilt wegen seiner parteiübergreifenden Popularität als Favorit. Wahlberechtigt sind rund viereinhalb Millionen Staatsbürger.

Niinistö kann den jüngsten Umfragen zufolge auf eine absolute Stimmenmehrheit von über mehr als der Hälfte der Wähler rechnen. Seine Werte betrugen in den meisten Umfragen zwischen 60 und 70 Prozent. Damit wäre ein zweiter Wahldurchgang im Februar hinfällig.

Haavisto kam vor sechs Jahren in die Stichwahl

Als aussichtsreichster Herausforderer Niinistös gilt der Grün-Politiker Pekka Haavisto (59). Er hält in den Umfragen zwischen elf und 14 Prozent. Haavisto erreichte vor sechs Jahren immerhin die Stichwahl, wo er aber nur rund 37 Prozent Zustimmung erhielt. Der unabhängig kandidierende Zentrumspolitiker Paavo Väyrynen (71), einst politischer Ziehsohn von Langzeitpräsident Urho Kekkonen, holte in den vergangenen Wochen an Popularität auf und hat neben Haavisto Außenseiterchancen auf eine mögliche Stichwahl.

Weitere Kandidaten sind: die Rechtsnationale Laura Huhtasaari von den "Wahren Finnen", Ex-Premier Matti Vanhanen als offizieller Kandidat der Zentrumspartei, Ex-Bildungs- und Sozialministerin Tuula Haatainen von den Sozialdemokraten sowie die Links-Politikerin Merja Kyllönen und der rechtsliberale Nils Torvalds. Auf diese Kandidatinnen und Kandidaten entfielen in dem Umfragen jeweils zwischen zwei und vier Prozent.

Niinistö gelang es nach Meinung von Politologen und Medienbeobachtern während seiner Amtszeit vor allem durch sein staatsmännisches Agieren und seine neutrale Haltung in Streitfragen auch die Sympathie vieler Wähler jenseits seiner eigenen Partei, der konservativen Sammlungspartei, zu erlangen.

Der Wahlkampf verlief bisher derart ruhig, dass Mitte Jänner ein bekannter innenpolitischer Kommentator schrieb, man könne kaum glauben, dass sich Finnland in einem Wahlkampf befindet. Grund dafür dürfte unter anderem sein, dass sich die Kandidaten der etablierten Parteien in ihren Vorstellungen zu den meisten wichtigen Zukunftsfragen kaum voneinander unterscheiden.

Mit kantigen Standpunkten versuchten es lediglich Huhtasaari und Väyrynen, die beide für einen EU-Austritt Finnlands sind, sowie Nils Torvalds von der schwedischsprachigen Volkspartei, der Finnland gerne in die NATO bringen würde.

Sollte es eine Stichwahl geben, so steht deren Termin mit 11. Februar bereits fest. Derzeit läuft die Frist zur Abgabe von Vorausstimmen. Traditionell macht ein großer Anteil der Wählerschaft in Finnland davon Gebrauch. Am Wahlsonntag schließen die Lokale zur Stimmabgabe um 20.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MEZ). Mit einem vorläufigen Endergebnis wird am Wahlabend gerechnet.

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