Großbritannien: Ein Land, tief gespalten, sucht sich selbst

Zwischen Wut, Stolz und Sturheit. Arm und Reich, Nord und Süd, weltoffener Brite und eigenbrötlerischer Engländer: Großbritannien ist eine Insel voll tiefer Klüfte. Der Brexit und gerade diese Parlamentswahl legen sie unbarmherzig offen.

Wer durch das kleine südenglische Städtchen Slough fährt, kann mit einem einzigen Blick aus dem Fenster des Autobusses zwischen zwei Welten pendeln. Hinter den Häuserzeilen tauchen die gotischen Türmchen von Schloss Windsor auf, zwischen den Häuserzeilen aber reihen sich Ein-Pfund-Shops an die Trödler-Läden von Hilfsorganisationen wie der Heilsarmee. Wer in der dortigen Hauptstraße nach Essbarem sucht, muss sich mit Tiefkühlkost von "Iceland" zufriedengeben. Das örtliche Pub, erklären verärgerte Anrainer auf Anfrage, sei zuerst an eine Restaurantkette verkauft und dann rasch zugesperrt worden.

Oft und oft bin ich durch Slough gefahren. Ob ich nun Gast bei einer königlichen Parade aus Anlass eines der unzähligen Thronjubiläen von Königin Elizabeth war oder ein Kronprinz heiratete. Auf dem Weg vom Flughafen kam man an Slough nicht vorbei, und wenn man danach durch die geschmückten mittelalterlichen Gassen von Windsor in Richtung Schloss spazierte, hatte man den Anblick dieses anderen Großbritannien noch im Kopf.

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