Bootsunglück vor Griechenland: Frauen und Kinder waren im Inneren gefangen

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Laut Überlebenden waren sie im Rumpf des Bootes gefangen, als es sank. Ein Mediziner schilderte, was die Überlebenden berichteten.

Nach dem schweren Bootsunglück mit vermutlich Hunderten Toten im Mittelmeer gibt es praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Das Suchgebiet in den Gewässern südwestlich von Griechenland wurde am Freitag nochmals ausgeweitet, wie die Küstenwache mitteilte. Nach Medienberichten soll die Suche im Laufe des Tages aber eingestellt werden. Laut BBC-Berichten dürften im Schiffsinneren vor allem Frauen und Kinder gewesen sein, als das Schiff sank.

Dramatische Schilderungen aus dem Spital

Die BBC bezieht sich auf Schilderungen von Überlebenden, die in einem griechischen Spital behandelt wurden.Ein leitender Arzt des Allgemeinen Krankenhauses Kalamata sagte demnach, dass sich möglicherweise bis zu 100 Kinder auf dem Schiff befanden. Die Überlebenden", sagte Dr. Manolis Makaris, der Leiter der Kardiologie, "haben uns erzählt, dass sich Kinder im unteren Teil des Schiffes befanden. Kinder und Frauen."  Er berichtete, dass ihm zwei Patienten geschätzte Zahlen genannt hätten. "Der eine sprach von etwa 100 Kindern, der andere von 50, daher weiß ich nicht, was die Wahrheit ist - aber es sind viele", fügte er hinzu. Makaris glaubte, dass bei der Katastrophe bis zu 600 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die genaue Zahl aller Menschen, die sich auf dem Boot befanden, betrug 750. Das ist die exakte Zahl, die mir jeder übermittelt hat", sagte er.

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Neun Festnahmen

Am Donnerstagabend waren von den 104 Überlebenden neun Verdächtige in der Hafenstadt Kalamata festgenommen worden. Die Ägypter gelten als mutmaßliche Schleuser und Organisatoren der Unglücksfahrt. Der mit schätzungsweise 500 bis 700 Menschen besetzte Fischkutter war in der Nacht zum Mittwoch rund 50 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes in internationalen Gewässern gesunken.

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Zuvor soll an Bord eine Massenpanik ausgebrochen sein, die das übervolle Schiff zum Kentern brachte. Seither wurden 78 Todesopfer geborgen. Die Behörden vermuten, dass das Boot sehr schnell sank. Deshalb sei es den Menschen unter Deck vermutlich nicht gelungen, sich ins Freie zu retten.

Am Freitag begannen die Behörden, die Überlebenden in ein Auffanglager nördlich von Athen zu bringen, wo die Menschen registriert werden und Asylanträge stellen können. Lediglich die neun mutmaßlichen Schleuser blieben in Kalamata in Polizeigewahrsam. Dabei handelt sich nach Angaben der Küstenwache um Ägypter im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Ihnen werden fahrlässige Tötung, Menschenhandel und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

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Der Unglücksort befindet sich in der Region der tiefsten Stelle des Mittelmeers, dem bis zu 5.267 Meter tiefen Calypsotief. Eine Bergung des Wracks ist deshalb kaum wahrscheinlich. Expertinnen und Experten halten einen solchen Versuch für sehr aufwendig und teuer.

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