Griechenland: Spitz auf Knopf am Samstag

Marathon-Verhandlungen in Brüssel, Lösung lässt aber auf sich warten. Athen hat kaum mehr Spielraum.

Gut zwei Stunden dauerte die Kopfwäsche der Staats- und Regierungschefs für Alex Tsipras. Der Druck auf den griechischen Ministerpräsidenten im Streit um neue Milliardenhilfen wurde Donnerstagabend massiv erhöht: Athen hat in den Verhandlungen zur Abwendung einer Staatspleite absolut keinen Spielraum mehr. Die Runde hat von Tsipras verlangt, das neue Angebot der Geldgeber für ein Reform- und Sparpaket zu akzeptieren. Sonst müsse über einen "Plan B" gesprochen werden, damit wird üblicherweise eine Pleite oder ein Euro-Austritt Griechenlands umschrieben.

Zuvor, beim Treffen der Euro-Finanzminister brachte Hans Jörg Schelling schon einen Plan B ins Spiel: Sollten die Vorschläge der Griechen "nicht akzeptabel" sein, "dann müssen wir auch beginnen, über Alternativen zu diskutieren".

Schuldenschnitt

Sicher war Donnerstagabend nur eines: Einzelne Punkte, wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Griechenland, wurden außer Streit gestellt – doch der große Durchbruch fehlte. Die Geldgeber legten zu Verhandlungsbeginn einen neuen Plan auf den Tisch, den die Griechen mit einem eigenen Papier konterten.

"Der Knackpunkt ist die Forderung der Griechen nach einer Umschuldung", hieß es im Umfeld eines mächtigen Regierungschefs. Die Geldgeber wollen von einem Schuldenschnitt aber nichts wissen – dies könne, wenn überhaupt, erst in ein paar Monaten wieder ein Thema sein. In Diplomatenkreisen hieß es, dass ein Versprechen, einen Schuldenschnitt zumindest bald zu prüfen, die Griechen zum Einlenken bewegen könnte.

Marathon-Gespräche

Seit dem Treffen der Euro-Finanzminister Mittwochabend wurde praktisch ohne Pause verhandelt: Die Runde mit Premier Alexis Tsipras, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, den Chefs von IWF und EZB, Christine Lagarde und Mario Draghi, tagte bis in die Nacht – und ab dem frühen Morgen weiter. Dazwischen waren die Experten am Werk; sobald es Fortschritte gab, wurden sie wieder den Finanzministern vorgelegt.

Fast zeitgleich mit dem Start des EU-Gipfels brach die Eurogruppe ihre Beratungen ergebnislos ab. Damit wurde Griechenland zur Chefsache – wenn auch nur kurz. Denn ein eigener Euro-Gipfel auf Chef-Ebene war weder für Donnerstag noch für Freitag geplant. Am Samstag tagen erneut die Euro-Finanzminister in Brüssel. Bis Sonntag Abend, hieß es, müsse eine Lösung her.

Cameron trifft Faymann

Am Rande des Europäischen Rates kam es zu einem Vier-Augen-Gespräch zwischen David Cameron und Werner Faymann. Thema: Camerons Anliegen für einen "besseren Deal" für Großbritannien. Faymann lehnt ein "Rosinen-Picken" der Briten ab. Entwicklungen & HintergründeAuf Kurier.at finden Sie laufend den aktuellen Verhandlungsstand.

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