Griechenland will mit Gebühren gegen Kreuzfahrtschiffe und Airbnb vorgehen

Griechenland will mit Gebühren gegen Kreuzfahrtschiffe und Airbnb vorgehen
Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis kündigte gleich drei neue Maßnahmen gegen den Massentourismus an, darunter eine Gebühr für Kreuzfahrttouristen und Airbnb-Mieter.

Wenn die Stahlmoloche anlegen, schwärmen die Urlauber massenhaft aus. In den Touristenhochburgen Europas vergeht in den Sommermonaten kein Tag, an dem nicht Tausende Kreuzfahrtreisende ankommen, für nur wenige Stunden durch die Straßen flanieren und sie abends wieder verlassen, bevor das Spiel am nächsten Tag wieder von vorne beginnt.

Seit Jahren steigt die Zahl der gebuchten Kreuzfahrten in Europa – und mit ihr der Zorn der Anrainer.

In Barcelona gilt dank regelmäßiger Proteste der Bevölkerung seit diesem Jahr eine Pauschalgebühr von sieben Euro für Kreuzfahrttouristen, die sich weniger als zwölf Stunden in der Stadt aufhalten. In Venedig müssen seit April alle Besucher an Wochenenden fünf Euro bezahlen,  um die Stadt betreten zu können. Ab 2025 sollen es dann zehn Euro sein.

Touristensteuer
In Venedig mussten Besucher an ausgewählten, „kritischen Wochenenden“ zwischen April und August erstmals 5 Euro Eintritt zahlen. Ab April 2025 steigt die Gebühr auf 10 Euro pro Person.

Kreuzfahrt-Gebühr
In Barcelona müssen Kreuzfahrttouristen 7 Euro bezahlen, wenn sie weniger als 12 Stunden in der Stadt verbringen. Auf den griechischen Inseln Mykonos und Santorin sollen es bald 20 Euro sein.

20 Euro Gebühr für Kreuzfahrttouristen auf Mykonos und Santorin

Nun setzt auch die griechische Regierung Schritte gegen den Massentourismus. Premierminister Kyriakos Mitsotakis kündigte am Sonntag gleich drei Maßnahmen an. Demnach werde seine Regierung „schon bald“ eine Gebühr von 20 Euro für Kreuzfahrttouristen auf den beliebten Urlaubsinseln Mykonos und Santorin einführen.

Kreuzfahrttouristen, die ihr Schiff nur für einen Abend verlassen, würden nämlich ohnehin weniger Geld in der Region lassen als sonstige Besucher, so Mitsotakis, der damit fast wortgleich Jaume Collboni zitiert, den Bürgermeister Barcelonas. 

Der Verband griechischer Kreuzfahrtschiffbesitzer  reagierte bereits scharf: Kreuzfahrt-Gäste würden schließlich weniger Wasser und Strom verbrauchen als andere Touristen, eine Pauschalgebühr wie in Venedig sei deshalb viel fairer.

Extragebühr für Kurzzeitmieten via Airbnb

Als zweite Maßnahme will Mitsotakis ein einjähriges Verbot für neue Kurzzeitvermietungen über Online-Plattformen wie Airbnb einführen. Die Beliebtheit der dort inserierten Ferienunterkünfte belaste die griechische Hotelbranche. 

Das Verbot soll deshalb in drei Bezirken Athens gelten – also genau dort, wo für viele Griechenland-Touristen der Urlaub mit einem mehrtätigen Aufenthalt in der Hauptstadt beginnt oder endet.

Klima-Krisensteuer: 25 Euro pro Nacht in Luxusunterkünsten

Zuletzt kündigte Mitsotakis eine sogenannte Klima-Krisensteuer an. Sie soll ab 2025 von April bis Oktober auf alle Hotelaufenthalte oder Kurzzeit-Mieten erhoben werden. 

Das so eingenommene Geld werde die Regierung in die Verbesserung der Infrastruktur in besonders überlaufenen Tourismusregionen investieren, so Mitsotakis, „und es ihnen ermöglichen, sich besser auf die Belastung vorzubereiten, der sie jeden Sommer ausgesetzt sind“. 

Wie hoch die Steuer ausfallen wird, gab gab der Premier nicht bekannt, griechische Medien spekulieren aber bereits über  25 Euro pro Nacht für Luxusunterkünfte.

Warum die Anti-Tourismusmaßnahmen riskant sind

Mit den Anti-Tourismus-Maßnahmen reagiert Mitsotakis auf Wünsche seiner Bevölkerung, schließlich waren vor allem in Athen und auf der Insel Santorin Anrainer schon seit Monaten regelmäßig auf die Straße gegangen.

Doch der Premier begibt sich damit auf einen schmalen Grat, schließlich ist die noch immer angeschlagene griechische Wirtschaft in höchstem Maße vom Tourismus abhängig: Die Branche stellt alleine ein Viertel der landesweiten Wirtschaftsleistung. 

Yannis Paraschis, Präsident des griechischen Tourismusverbandes, warnte deshalb bereits gegenüber den Financial Times: „Wir müssen vorsichtiger sein als unsere mediterranen Konkurrenten.“

Darauf dürfte auch Mitsotakis angespielt haben, als er am Sonntag beschwichtigend erklärte, es gebe in Griechenland keinen Übertourismus, „nur eine Überkonzentration in bestimmten Regionen während der Hochsaison“; um dann  als Warnung an die Tourismus-Kritiker im eigenen Land nachzusetzen:  „Es ist sehr gefährlich, Griechenland als einen Ort darzustellen, der Touristen nicht willkommen heißt.“

Kommentare