Klima-Aktivistin Greta Thunberg erhält Alternativ-Nobelpreis

Klima-Aktivistin Greta Thunberg erhält Alternativ-Nobelpreis
Im Fokus der Right-Livelihood Awards 2019 stehen dieses Jahr der Klimawandel und die Amazonas-Rettung.

Die schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg ist eine der diesjährigen Trägerinnen des Right-Livelihood-Awards (Alternative Nobelpreise). Weiters im Fokus der Jury-Entscheidungen stehen die Rettung des Amazonas, Menschenrechte in der Westsahara sowie Frauenrechte in China.

Die 16-jährige Thunberg erhält den Preis laut Jury, "weil sie der politischen Forderung nach dringenden Klimaschutzmaßnahmen weltweit Gehör verschafft". Sie sei "die Stimme einer Generation, die die Folgen des politischen Versagens bei der Bekämpfung des Klimawandels tragen muss. Ihre Entschlossenheit, die drohende Klimakatastrophe nicht zu akzeptieren, hat Millionen von Jugendlichen inspiriert."

Right-Liveilihood-Geschäftsführer Ole von Uexküll begründete die Preisvergabe an Thunberg mit den Worten: "Mit ihrem klaren Kompass und ihrer persönlichen Identität und auch mit ihrem wissenschaftlichen Verständnis ist es Greta Thunberg wirklich gelungen, die Klimadebatte an relevante Fakten und politische Prioritäten anzuknüpfen." Es sei "merkwürdig, wie wir Menschen alle in eine Richtung gehen können, die am Ende unsere Existenz bedroht und trotzdem das Gefühl haben, sie sind auf dem richtigen Weg, weil alle anderen ja auch mitlaufen. Greta Thunberg hat diese Illusion zerschlagen."

Thunberg zeigte sich laut den Organisatioren "sehr dankbar, eine der Empfängerinnen dieses ehrenvollen Preises zu sein. Eine solche Auszeichnung gilt allerdings nie mir allein. Ich bin Teil einer weltweiten Bewegung von Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen jeden Alters, die sich entschieden haben, unseren lebenden Planeten zu verteidigen. Mit ihnen allen teile ich diese Ehrung."

Auch Amazonas im Fokus

Mit dem Amazonas-Aktivisten Davi Kopenawa und der Hutukara-Vereinigung der Yanomami (Brasiliensteht ein weiteres global brandaktuelles Thema im Fokus der Awards, "für ihre mutige Entschlossenheit, die Wälder und die Artenvielfalt des Amazonas sowie das Land und die Kultur seiner Ureinwohner zu schützen."

Davi Kopenawa sei einer der angesehensten Sprecher der indigenen Völker Brasiliens. Er habe sein Leben dem Schutz der Rechte der Yanomami, ihrer Kultur und ihres Landes im Amazonasgebiet gewidmet. Er ist Mitbegründer und Präsident der Organisation „Hutukara Associação Yanomami”, die sich für die Bewahrung des Regenwalds und die Rechte der indigenen Bevölkerung in Brasilien einsetzt.

Kopenawa in seinem Statement: "Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Sie kommt genau zur richtigen Zeit und bestärkt mich, meine Organisation und all jene, die den Wald und den Planeten Erde verteidigen. Der Preis gibt mir die Kraft, weiter für die Seele des Amazonaswaldes zu kämpfen. Wir, die Völker des Planeten, müssen unser kulturelles Erbe bewahren."

Die Menschenrechtsverteidigerin Aminatou Haidar (Westsahara) erhält den Right Livelihood Award „für ihren unerschütterlichen gewaltlosen Widerstand, trotz Gefangenschaft und Folter, im Streben nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das Volk der Westsahara.“

Seit über drei Jahrzehnten setzt sich Haidar mit friedlichen Mitteln für die Unabhängigkeit ihres Heimatlandes ein. Dies hat ihr den Beinamen „Gandhi der Westsahara“ eingebracht. Haidars Integrität und Beharrlichkeit haben sie zu einer der angesehensten Vertreter*innen der Sahrauis gemacht. Es ist das erste Mal, dass der Right Livelihood Award jemanden aus der Westsahara ehrt.

Aminatou Haidar: "Dies ist eine Anerkennung meines gewaltfreien Kampfes und des berechtigten Anliegens des sahrauischen Volkes. Trotz militärischer Besetzung und der Verletzung grundlegender Menschenrechte führen sie ihren friedlichen Kampf unermüdlich fort. Die Sahrauis verdienen es, von allen unterstützt zu werden, damit sie eines Tages Unabhängigkeit und Freiheit erlangen."

Die Juristin Guo Jianmei (China) erhält den Right Livelihood Award „für ihre bahnbrechende und beharrliche Arbeit zur Stärkung der Frauenrechte in China.“ Die renommierte Frauenrechts-Anwältin habe im Laufe ihres Berufslebens Tausenden von benachteiligten Frauen Zugang zur Justiz verschafft. "Diese Auszeichnung würdigt den langjährigen Einsatz meines Teams und mir, die Rechte der Frauen in China zu wahren und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unter schwierigen Bedingungen zu fördern", sagte Guo Jianmei. "Derzeit steht die gemeinnützige Rechtsberatung in China vor großen Herausforderungen.“

40-Jahr-Jubiläum

Die Preisträger wurden heute durch Stiftungsdirektor Ole von Uexküll und Amelie von Zweigbergk, stellvertretende Stiftungsvorsitzende und Jury-Mitglied, bekannt gegeben. Die Entscheidung wurde von einer internationalen Jury getroffen, die die Preisträger unter 142 Nominierungen aus 59 Ländern auswählte.

Die Preisverleihung findet am 4. Dezember in Stockholm statt, anlässlich des 40. Jubiläums sei "erstmals auch die breitere Öffentlichkeit eingeladen, der Veranstaltung beizuwohnen", heißt es.

Das Preisgeld beträgt jeweils rund 94.000 Euro. Das Geld soll nicht zur Unterstützung der Arbeit der Preisträger eingesetzt werden, es ist nicht zur persönlichen Verwendung bestimmt.

Drei Österreicher und Snowden-Kontroverse

Die Right-Livelihood-Awards wurden 1979 vom damals 35-jährigen, deutsch-schwedischen Philatelisten und Philanthropen Jakob von Uexküll gegründet und ein Jahr darauf erstmals vergeben. Die im deutschen Sprachraum auch als Alternative Nobelpreise bezeichneten Preise verzeichnen mittlerweile 174 Empfänger aus, von denen einzelne später auch "reguläre" Nobelpreise erhielten. Unter den Gewürdigten aus 70 Ländern finden sich mit Lepold Kohr (1983), Robert Jungk (1986) und Erwin Kräutler (2010) auch drei Österreicher.

Für internationale Kontroversen sorgten unter anderem die Verleihung an den US-Whistleblowers Edward Snowden im Jahr 2014 und ein Jahr darauf an die regierungskritische türkische Tageszeitung Cumhuriyet und deren Redakteure im Jahr darauf. Snowden soll anlässlich der 40-Jahr-Gala der Awards Anfang Dezember per Videoschaltung ein Statement abgeben. Die Verleihungszeremonie im Stockholmer "Cirkus" soll anlässlich des Jubiläums erstmals auch der allgemeinen Bevölkerung offen stehen.
 

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