Globale Erwärmung: Für das Weltklima wird es knapp

Wasserbüffel litten diesen Sommer unter extremer Dürre im Irak.
Der Weltklimarat schlägt Alarm. Klimaschützer fordern die EU daher eindringlich auf, sofort zu handeln.

Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau ist nur noch erreichbar durch "schnelles und weitreichendes" Handeln. Dies ist eine der Kernaussagen eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC, der am Montag im südkoreanischen Incheon veröffentlicht wurde.

Warum 1,5 Grad Celsius? Das Erreichen genau dieses Ziels ist erforderlich, um schwerwiegende Folgen für das Leben auf der Erde noch zu vermeiden. Der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) müsste demnach von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 Null erreichen.

"Eine der Kernaussagen des Berichts ist: Wir sehen derzeit bereits die Konsequenzen von einem Grad Erderwärmung wie mehr Extremwetter, steigende Meeresspiegel, schwindendes arktisches Meereis und andere Veränderungen", sagte der Co-Vorsitzende einer IPCC-Arbeitsgruppe, Panmao Zhai.

Auch in Österreich schlägt der Bericht hohe Wellen: Während Greenpeace der türkis-blauen Regierung eine viel zu unambitionierte Klimastrategie vorwirft, glaubt Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) Österreich auf sehr gutem Weg.

Klimaschützer: EU-Umweltminister müssen handeln

Nach dem Bericht drängen Klimaschützer nun vor allem die Europäische Union zu mehr Anstrengungen, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Die EU müsse ihre mittel- und langfristigen Klimaziele deutlich erhöhen, erklärte das Climate Action Network (CAN) am Montag in Brüssel. "Alle Augen sind jetzt auf die EU-Umweltminister gerichtet."

Umsteuern teuer, aber notwendig

Im Klimaabkommen von Paris hatten sich die Länder Ende 2015 darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Letzteres hatten vor allem die kleinen Inselstaaten gefordert. Der Sonderbericht des IPCC ist auch Grundlage für die Weltklimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz.

Während jedoch früher davon ausgegangen wurde, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad die Folgen der Erderwärmung noch halbwegs kontrollierbar sein dürften, äußern die Wissenschaftler daran nun deutliche Zweifel und drängen daher auf entschiedeneres Handeln. "Jede weitere Erwärmung, besonders über 1,5 Grad hinaus, vergrößert die Gefahr langanhaltender oder nicht mehr umkehrbarer Veränderungen so wie dem Verlust von Öko-Systemen", erklärte dazu der deutsche IPCC-Klimaforscher Hans-Otto Pörtner.

Die Kosten für das notwendige Umsteuern wären der Zusammenfassung des 400-Seiten-Berichts, an dem 91 Autoren aus 40 Staaten beteiligt waren, zufolge mit schätzungsweise 2,1 Billionen Euro weltweit allein im Energiesektor erheblich. Ohne dieses Umsteuern - auch in weiteren Sektoren wie Verkehr und Landwirtschaft - wäre aber mit weit höheren Kosten zu rechnen.

Globale Erwärmung: Für das Weltklima wird es knapp

Klimavorgaben der EU bis 2030.

Greenpeace: Regierungsstrategie "zahnlos"

Alexander Van der Bellen, Bundespräsident mit parteipolitisch grüner Vergangenheit, warnte am Montag vor "dramatischen Folgen für unser Leben auf der Erde". Die internationale Staatengemeinschaft sei "gefordert, rasch, entschlossen und gemeinsam alles daran setzen, um wirksame Maßnahmen einzuleiten", schrieb er auf Twitter.

Greenpeace forderte die österreichische Bundesregierung auf, die nationalen Klimaziele erheblich nachzubessern. Nur wenn Industrieländer wie Österreich bis zum Jahr 2030 deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen, könnten die Pariser Klimaziele erreicht und der Klimakollaps abgewendet werden.

Die heimischen Klimaschutzziele seien reine Augenauswischerei. "Statt Klimaschutz mit Tempo 140 an die Wand zu fahren, muss die schwarz-blaue Regierung die nationalen Ziele erheblich nachbessern und ihre zahnlose Klimastrategie erneuern." Derzeit liegt das CO2-Reduktionsziel in Österreich bei 36 Prozent bis 2030. Greenpeace fordert EU-weit eine Erhöhung auf 65 Prozent.

Köstinger: Österreich auf "sehr gutem Weg"

Umweltministerin Köstinger sieht Österreich nach dem alarmierenden Bericht hingegen auf "sehr gutem Weg". Die Klimstrategie der Regierung "zeigt den richtigen Weg auf, wie wir diese Reduktion des CO2-Ausstoßes zustande bringen können", sagte sie im Ö1-Mittagsjournal. Der Bericht spreche klar an, dass es auch weltweites Handeln braucht.

Wichtig sei es, "jetzt" in die Umsetzung zu gehen. Das betreffe vor allem die Bereiche Verkehr und Gebäude, sagte Köstinger. "Ich bin überzeugt davon, dass wir es sehr wohl schaffen können", sagte sie angesprochen auf Kritik von Experten, mit den geplanten Maßnahmen sei eine Reduktion der CO2-Emissionen um 36 Prozent in Österreich nicht machbar. "Wir haben Maßnahmen aus der Klima- und Energiestrategie jetzt bereits vorgezogen, wie beispielsweise den Ausstieg aus Ölheizungen", erläuterte Köstinger. Sie kündigte außerdem Vereinfachungen bei Förderungen an, vor allem bei der thermischen Sanierung.

Rotes Kreuz: Haben schon Klimakatastrophen

Das Rote Kreuz warnte vor schweren Katastrophen.  "Mehr als die Hälfte unserer Operationen sind inzwischen wetterbedingt, viele weitere werden vom Klima beeinflusst oder zusätzlich verschärft", sagte Francesco Rocca, Präsident des Internationalen Roten Kreuzes, in Genf.

Die EU müsse ihre mittel- und langfristigen Klimaziele deutlich erhöhen, erklärte das Climate Action Network (CAN) am Montag in Brüssel. "Alle Augen sind jetzt auf die EU-Umweltminister gerichtet."

EU-Klimakommissar Miguel Arias Canete hatte im Sommer dafür plädiert, auf internationaler Ebene bis 2030 eine Senkung der Treibhausgase der EU um 45 Prozent im Vergleich zu 1990 zuzusagen. Bisher ist das EU-Ziel 40 Prozent.

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