Melonis Kalkül: Warum sie mit Elon Musk bei einem Galadinner auftauchte

Vorgestern wurde Italiens Premierministerin Giorgia Meloni in New York vom Thintank Atlantic Council zusammen mit zwei weiteren Politikern und einer Geschäftsfrau mit dem sogenannten Global Citizen Award ausgezeichnet. Die Premierministerin bekam die Auszeichnung, weil sie die erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung ist.
Meloni hatte verlangt, von Multimilliardär Elon Musk vorgestellt zu werden, was für Aufsehen und Irritation im Weißen Haus gesorgt haben soll. Musk hat zuletzt vor allem mit seiner öffentlichen Unterstützung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf seiner Social-Media-Plattform X für Aufsehen gesorgt.
So schrieb Musk nach dem zweiten Attentatsversuch auf Trump, dass US-Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris für dieses hasserfüllte Klima verantwortlich seien.
Warum also entschied sich Meloni dafür, mit Musks Anwesenheit die Beziehungen zum Weißen Haus zu belasten?
Meloni stellte sich bisher gut mit der Biden-Regierung
Seit ihrer Amtsübernahme vor knapp zwei Jahren hat die Premierministerin immer penibel auf ihren internationalen Ruf geachtet. Als Vorsitzende einer rechten Partei mit Wurzeln in der postfaschistischen Nachkriegspartei Movimento Sociale Italiano war es ihr wichtig, sich aus der Schmuddelecke herauszuboxen.
Am Anfang schien sie diesbezüglich den richtigen Pfad eingeschlagen zu haben. Sie knüpfte enge Beziehungen zu EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und vermied jeglichen frontalen Angriff auf Brüssel. Auch ihren Freund, den ungarischen Premierminister Viktor Orbán, hielt sie so gut es ging auf Distanz.
Umso herzlicher erschien die Beziehung zu US-Präsident Joe Biden, der sie bei einen Besuch im Weißen Haus sogar väterlich auf den Kopf küsste.

US-Präsident Joe Biden und Italiens Premierministerin Giorgia Meloni präsentierten sich bei Begegnungen bisher betont freundschaftlich.
Dass Melonis politisches Herz mehr in Richtung Trump schlägt, liegt auf der Hand, trotzdem wird in Italien darüber gerätselt, warum sie die Auszeichnung des Atlantic Council von Musk bekommen wollte. Ein springender Grund ist nicht zu erkennen. Oder doch?
Der ehemalige US- Präsident Bill Clinton meinte einst „It’s the economy, stupid!“, und dabei bleibt es.
Musk könnte in Italien investieren
Ob die USA in Zukunft eine Präsidentin oder einen Präsidenten haben werden, wird man sehen. Umso wichtiger ist es für Meloni, gute Beziehungen zu allen zu pflegen. Also weiter an der Seite Joe Bidens zu stehen und dessen Position, was die Ukraine betrifft, zu unterstützen; wenngleich Risse sichtbar werden.
Gleichzeitig aber gilt es für sie, die geschäftlichen und politischen Verbindungen mit der Gegenseite für den Fall eines Trump-Siegs enger zu knüpfen. In diesem Fall wäre Musk ein idealer wirtschaftlicher Brückenbauer zwischen Washington und Rom - und andererseits ein potentiell sehr wichtiger Investor in Italien.
Was Letzteres betrifft, könnte man dabei sogar den Franzosen noch eins auswischen. Und zwar, wenn Musk für sein Raumfahrtunternehmen SpaceX und das Satellitennetzwerk Starlink einen Standort in Italien aufbauen würde.
Das wäre Konkurrenz für Frankreichs OneWeb. Beide Netzwerke kommen im Fall von Problemen bei der herkömmlichen Internetverbindung zum Einsatz. Musks Starlink ist aber weitaus stärker und könnte sogar die Errichtung der EU-Satellitenkonstellation erübrigen. Die Rede ist vom EU-Projekt IRIS 2, das 2027 fertig sein sollte, im Moment aber feststeckt.
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