Israel weitet Kampfeinsatz gegen Hamas aus

Aftermath of Israeli strikes in Zahra City
Auch im Westjordanland und an der Grenze zum Libanon geht die Armee gegen Militante vor. Die USA verlegen derweil weitere Waffensysteme in die Region.

Israel will das militärische Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen nach zwei Wochen Bombardement ausweiten. Angesichts einer drohenden Eskalation ordnete das Pentagon die Verlegung weitere Waffensysteme ins östliche Mittelmeer an. Derweil geht Israel auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen militante Palästinenser vor. In der Nacht auf Sonntag griff die Armee nach eigenen Angaben eine "Terrorzelle" in einer Moschee im Flüchtlingslager Jenin an.

In der Al-Ansar-Moschee habe sich ein unterirdischer "Terrorkomplex" der islamistischen Hamas und des Islamischen Dschihad befunden, die einen weiteren Terroranschlag geplant hätten, teilte das israelische Militär auf Telegram mit. Unbestätigten Medienberichten zufolge kamen bei dem Angriff zwei Palästinenser ums Leben.

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USA verlegen weitere Waffensysteme in die Region

Auch an der Grenze zum Libanon gab es zuvor wieder gewaltsame Zwischenfälle. Israels Armee griff nach erneutem Beschuss aus dem Libanon eigenen Angaben zufolge "Terrorzellen" in Südlibanon an. Im Libanon operiert die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah. Die habe sich "dazu entschieden, an den Kämpfen teilzunehmen", sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Samstag laut seinem Büro.

Nach Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden über die "jüngsten Eskalationen durch den Iran und seine Stellvertreter" in der gesamten Nahostregion habe er die Verlegung weiterer Waffensystemen angeordnet, gab US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag (Ortszeit) bekannt. Er habe die Stationierung einer Batterie des hochmodernen Raketenabwehrsystems THAAD sowie Einheiten des schlagkräftigen Patriot-Luftabwehrsystems in der Region befohlen. Zuvor hatten die USA zur Abschreckung bereits mehrere Kriegsschiffe und Luftwaffengeschwader in die Region verlegt.

Armeesprecher: "Wir erhöhen die Angriffe und minimieren die Gefahr"

Sie dienten zur Abschreckung, zum erhöhten Schutz der US-Streitkräfte in der Region und zur Unterstützung der Verteidigung Israels, hieß es. Unterdessen steht im Gazastreifen eine weitere Intensivierung der Angriffe bevor: "Wir werden den Gazastreifen für eine operative, professionelle Mission betreten: zur Zerstörung von Hamas-Aktivisten und der Infrastruktur", kündigte Israels Armeechef Herzi Halevi an. "Wir erhöhen die Angriffe und minimieren die Gefahr", zitierten israelische Medien Armeesprecher Daniel Hagari am Samstag. "Wir müssen unter den besten Bedingungen in die nächste Phase des Krieges eintreten." Unklar ist, ob damit die erwartete Bodenoffensive gemeint ist.

Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem 1.400 Menschen in Israel getötet und mehr als 200 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, hat Israels Armee Hunderte von Zielen im Gazastreifen am Mittelmeer bombardiert. Die meisten der bei dem Hamas-Angriff in Israel getöteten Menschen waren offiziellen Angaben zufolge Zivilisten. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen kamen bisher 4.385 Palästinenser ums Leben, 62 Prozent davon Kinder und Frauen. Über 1.000 Menschen würden vermisst.

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"Jetzt ist die Lage katastrophal. Die Welt muss mehr tun"

Die humanitären UN-Organisationen warnen ungeachtet der ersten Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen vor einer weiter drohenden Verschlechterung der Lage. Sie forderten am Samstagabend eine Feuerpause und ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer und Hilfsgüter. Die Zahl der Todesfälle könne wegen Krankheitsausbrüchen und mangelnder Versorgung sprunghaft steigen. Der Gazastreifen sei schon zuvor in einer verzweifelten Situation gewesen. "Jetzt ist die Lage katastrophal. Die Welt muss mehr tun."

Am Samstag waren nach langwierigen Verhandlungen erstmals 20 Lastwagen mit Hilfsgütern von Ägypten aus in den Gazastreifen gelassen worden. Am selben Tag kamen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo bei einem "Gipfel für den Frieden" mehrere Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und westlicher Staaten zusammen, ohne dass es jedoch Hoffnung auf Entspannung gab - auch weil Israel nicht eingeladen war. Israels Angriffe wurden scharf kritisiert, aber auch der Terror der Hamas.

Nach der Freilassung zweier US-Geiseln aus Gefangenschaft der Hamas gibt es vorsichtige Hoffnung auf Freilassung weiterer Geiseln. Katar, das die Freilassung der ersten beiden Geiseln vermittelt hatte, äußerte sich optimistisch. "Wir sind auf einem Weg, der sehr bald zur Freilassung der Geiseln, insbesondere der Zivilisten, führen wird", sagte Madschid al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums, der "Welt am Sonntag". Über eine Freilassung israelischer Soldaten will die Hamas laut einem Sprecher aber erst nach dem Krieg verhandeln.

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