Wegen Gaza-Krieg: Europäische Hafenarbeiter drohen Israel mit Warenboykott

Cargo ships on the way to Antwerp port
Kämpferische Töne bei Gewerkschaftertreffen in Italien: "Die Häfen sind jetzt strategische Schlachtfelder.“

Hafenarbeiter aus weiten Teilen Europas halten Freitag und Samstag im italienischen Genua ein Treffen ab, das vor dem Hintergrund der offenbar von Israel lancierten Angriffe auf die Gaza-Hilfsflotille neue Brisanz gewonnen hat. Es könnte in einen umfassenden Handelsboykott gegen Israel münden.

Zusammengetrommelt wurden die Gewerkschafter aus spanischen, französischen, griechischen, zypriotischen, marokkanischen und deutschen Häfen von der italienischen Schwesterorganisation USB. Ursprünglich sollten „nur“ Strategien besprochen werden, um künftig Lieferungen von Waffen an Israel zu blockieren, damit diese nicht mehr im Gazastreifen gegen die dortigen Palästinenser eingesetzt werden können. Doch: „Die Flottille hat die Lage verändert, die Debatte verschärft“, sagte Francesco Staccioli, USB-Vorstandsmitglied, zu Politico.

Global Sumud Flotilla boats off Crete island, Greece, heading to Gaza

Rund 50 Schiffe mit insgesamt etwa 500 Menschen an Bord nehmen Kurs Richtung Gazastreifen

Was der Mann meint: Die öffentlichkeitswirksam Anfang September von Barcelona in See gestochene so genannte „Global Sumud Flottille“, die Hilfsgüter nach Gaza bringen will, wurde diese Woche in internationalen Gewässern laut Aussagen von Teilnehmern offenbar von israelischen Drohnen attackiert. Videos scheinen diese Darstellung zu belegen.

Insgesamt bewegen sich rund 50 Schiffe mit insgesamt 500 Menschen an Bord in Richtung des von Israel blockierten Gazastreifens. Darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, aber auch italienische Abgeordnete und Europaparlamentarier. Um diese zu schützen beziehungsweise sie gegebenenfalls zu retten, schickte Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zwei Marineschiffe. Auch Spanien folgte diesem Beispiel.

Global Sumud Flotilla boats off Crete island, Greece, heading to Gaza

Mit dabei bei der Gaza-Flotille: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg

Meloni bezeichnet die Aktion für Gaza zwar als „sinnlos, gefährlich und unverantwortlich“, sah sich aber nach innenpolitischem Druck – darunter einem Generalstreik zu Wochenbeginn für eine andere Gaza-Politik in Italien –  genötigt, die Kriegsschiffe auf Kurs Richtung Flotille zu bringen.

Palestinians inspect the site of Israeli strikes on houses at Shati (Beach) refugee camp in Gaza City

Wegen seines brutalen Vorgehens im Gazastreifen fordern immer mehr eine härtere Haltung gegenüber Israel - teils auch Sanktionen

Dieser Druck könnte nun wachsen durch das aktuelle Treffen der Hafenarbeiter – und auch eine internationale Dimension zeitigen. Der entschlossene Gewerkschaftsboss Staccioli dazu: „In Zukunft könnte es zu koordinierten Arbeitskampfmaßnahmen in europäischen Häfen kommen, die sich nicht nur gegen Waffen, sondern gegen alle nach Israel gelieferten Güter richtet.“

Dann wurde er ganz konkret: Sollte der Kontakt zu den Gazaaktivisten auf See abbrechen, würden sofort alle Lieferungen nach Israel bei den Verladestellen an den Küsten blockiert werden. „Die Häfen“, drohte der Gewerkschafter, „sind jetzt strategische Schlachtfelder.“ 

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