51 Boote auf dem Weg nach Gaza angegriffen: Italien schickt Fregatte

Mehrere Menschen stehen auf einem Segelschiff mit palästinensischen Flaggen, das auf dem Meer fährt.
Italiens Außenminister Antonio Tajani fordert nun von Israel die Gewährleistung der Sicherheit aller Beteiligten.

Zusammenfassung

  • Humanitäre Flottille mit 51 Booten auf dem Weg nach Gaza wurde in internationalen Gewässern angegriffen, mindestens zwei Boote beschädigt.
  • Italiens Außenminister Tajani fordert von Israel die Sicherheit der Missionsteilnehmer und Einhaltung des Völkerrechts.
  • Die Flottille lehnt Entladung der Hilfsgüter in Ashkelon ab und kritisiert Israels Blockadepolitik gegenüber humanitärer Hilfe.

Italien schickt nach mutmaßlichen Angriffen im Mittelmeer auf eine private Flotte von Schiffen mit Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen eine Fregatte in die Region. 

Das Schiff "Fasan" der italienischen Marine solle bei etwaigen Rettungsaktionen helfen, kündigte Verteidigungsminister Guido Crosetto am Mittwoch in Rom an. Die etwa 50 Boote der Flotte mit dem Namen Global Sumud Flotilla (GSF) befinden sich derzeit in der Nähe der griechischen Insel Kreta.

Die Aktivisten an Bord der Schiffe machen Israel für Angriffe mit Drohnen und Blendgranaten sowie möglicherweise auch Chemikalien in der Nacht verantwortlich. Die Organisation Codepink sprach von mindestens elf Attacken. Eine Aktivistin berichtete von "15 oder 16 Drohnen". Ziel der Flotte ist der Gazastreifen. Die Aktivisten wollen die israelische Seeblockade der von Palästinensern bewohnten Küstenregion durchbrechen und Hilfsgüter bringen.

Aktivisten berichten von Beschädigungen - Frontex nicht

Nach Angaben einer anderen Sprecherin an Bord wurden mindestens zwei Schiffe beschädigt. Die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete hingegen unter Berufung auf die Küstenwache, ein Patrouillenboot der europäischen Grenzschutzagentur (Frontex) habe keine Schäden festgestellt. Italiens Verteidigungsminister Crosetto verurteilte Angriffe allgemein "aufs Schärfste", machte aber niemanden dafür verantwortlich. An Bord befinden sich auch zwei Abgeordnete von Italiens linker Opposition.

Italiens Außenminister fordert Einhaltung des Völkerrechts

Italiens Außenminister Antonio Tajani forderte in einer ersten Reaktion von Israel die Gewährleistung der Sicherheit für alle Beteiligten. Militäroperationen müssten im Einklang mit dem Völkerrecht und mit größtmöglicher Vorsicht durchgeführt werden, betonte er am Rande der UNO-Generalversammlung in New York.

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bekräftigte, Israel werde "alle notwendigen Schritte unternehmen, um eine Einfahrt (der Flotte) ins Kampfgebiet zu verhindern und um jeden Verstoß gegen eine rechtmäßige Seeblockade zu stoppen". Zugleich verwies er auf ein Angebot, Hilfsgüter über israelisches Gebiet nach Gaza zu bringen, das abgelehnt worden sei.

Funkverkehr soll mit Abba-Songs gestört worden sein

Die Aktivisten veröffentlichten Videos von mehreren Explosionen in der Nacht auf Mittwoch. Dabei habe es sich um Blendgranaten gehandelt, die mit lautem Knall und hellem Licht explodieren und damit kurzzeitig orientierungslos machen können, hieß es. Man werde sich davon nicht einschüchtern lassen.

Auch die Kommunikation der Aktivisten über Funk soll gestört worden sein. Die "feindliche" Seite habe dabei den Funkkanal blockiert und Songs der schwedischen Band Abba gespielt, sagte einer der Aktivisten. Grund sei wohl eine "schräge Besessenheit" mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, die an Bord ist. Die UNO-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese warf Israel auf X vor, an Land Völkermord zu begehen und sich auf See gesetzlos zu verhalten.

Vor zwei Wochen hatten die Aktivisten bereits Drohnenangriffe auf ihre Schiffe nahe der tunesischen Küste gemeldet. Tunesiens Innenministerium wies die Darstellung als falsch zurück. Die Boote waren mit Hunderten Aktivisten an Bord vor rund drei Wochen aus Barcelona gestartet. Die Aktion ist nach Angaben der Organisatoren die bisher größte ihrer Art. Israel hatte ähnliche Versuche zuvor gestoppt.

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