Notfall im Mittelmeer: Thunbergs "Madleen" rettet Migranten

von Annika Meyborg
Klimaschützerin Greta Thunberg stach am Sonntagnachmittag mit elf weiteren Aktivisten in See, um mit dem Segelschiff "Madleen" Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Die "Madleen" wird von der Aktivistengruppe "Freedom Flotilla Coalition" betrieben, und startete vom sizilianischen Hafen Catania in Süditalien aus.
Eigentlich sollte die Reise von Catania nach Gaza sieben Tage dauern; am Donnerstag musste die Madleen dann aber von ihrem ursprünglichen Kurs abweichen:
Grund war ein alarmierender Notruf der EU-Grenzschutzagentur. Thunbergs Segelschiff reagierte sofort und erreichte den Ort im Mittelmeer, an dem sich 30 bis 40 Menschen auf einem Boot befanden, das schnell die Luft abließ. Die Madleen ließ ihr eigenes aufblasbares Rettungsboot zu Wasser, um zu helfen.
Bevor die Madleen allerdings weiter eingreifen konnte, näherte sich ein Schiff der lybischen Küstenwache mit hoher Geschwindigkeit. "Um nicht von den lybischen Behörden festgenommen zu werden, sprangen vier Menschen ins Meer und schwammen verzweifelt auf die Madleen zu", beschrieb die Coalition. Diese wurden von den Aktivisten aus dem Wasser gerettet.
Die Koalition der Freiheitsflottille protestierte weiters gegen die Rückkehr der Migranten nach Libyen, wo sie nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten misshandelt und sogar gefoltert werden. Sie hat auch Italien, Griechenland und Malta aufgefordert, die an Bord der Madleen befindlichen Personen aufzunehmen und nach Europa in Sicherheit zu bringen.

Aktivistin Greta Thunberg auf Segelschiff Madleen
Die Blockade von Gaza
An Bord der Madleen sind insgesamt zwölf Aktivisten. Gemeinsam wollen sie die Seeblockade gegen Gaza durchbrechen, humanitäre Hilfe leisten und Aufmerksamkeit auf den Nahost-Konflikt ziehen. Mit an Bord sind "Game of Thrones"-Schauspieler Liam Cunningham und Rima Hassan, eine Abgeordnete des EU-Parlaments. Hassan kommt aus Palästina, sie ist palästinensischer Abstammung. Ihr wurde die Einreise nach Israel verwehrt, weil sie sich aktiv gegen den israelischen Angriff auf den Gazastreifen ausspricht.
Israel hatte über zwei Monate Hilfslieferungen in den Gazastreifen blockiert. Seit Mai gibt es vereinzelte Lieferungen von bestimmten Gütern in das Gebiet. Humanitäre Organisationen warnen vor einer Hungersnot, wenn die Blockade weiterhin besteht. 88 Prozent der Bevölkerung sind in einer Notsituation oder einer noch schlechteren Ernährungslage, jedes dritte Kind unter zwei Jahren ist bereits akut unterernährt, äußerte sich das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Exekutivdirektorin des WFP, Cindy McCain sprach bereits im März diesen Jahres von dem sich schließenden Zeitfenster, um eine Hungersnot abzuwenden.
Der letzte Versuch der Freiheitsflottille, Gaza auf dem Seeweg zu erreichen, scheiterte. Grund war ein doppelter Drohnenangriff auf ein anderes Schiff der Gruppe, als als es in internationalen Gewässern vor Malta unterwegs war. Die Gruppe machte Israel für den Angriff verantwortlich, bei dem ein Teil des Schiffes stark beschädigt wurde.
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