Gaza als Test für den Showdown mit Iran

Der achttägige Schlagabtausch war nur eine Art Test für die große Konfrontation mit dem Erzfeind Iran.

Laut einer Umfrage der Zeitung Maariv sind 49 Prozent der befragten Israelis der Meinung, die Armee hätte ihren Einsatz im Gazastreifen fortsetzen sollen, nur 31 Prozent unterstützen den Waffenstillstand mit der radikalislamischen Hamas. Doch möglicherweise schätzen sie den tieferen Sinn der Operation falsch ein. Israels US-Botschafter Michael Oren lässt in der New York Times mit einem Vergleich aufhorchen: „In der Kuba-Raketenkrise (1962, Anm.) sind die USA nicht Kuba entgegengetreten, sondern der Sowjetunion. Mit der Operation Säule der Verteidigung ist Israel nicht Gaza entgegengetreten, sondern dem Iran.“ In anderen Worten: Der achttägige Schlagabtausch wäre nur eine Art Test für die große Konfrontation mit dem Erzfeind Iran gewesen.

Militärexperten ziehen jedenfalls viele Erkenntnisse aus dem jüngsten Gaza-Krieg: Die Hamas, der Islamische Jihad und andere Extremistengruppe, die im Ernstfall der Iran unterstützen würden, haben jetzt zwar Raketen, die israelische Städte erreichen können, aber auch größte Probleme mit der Treffsicherheit.

Auf der Gegenseite hat Israels Raketenabwehrsystem „Eiserner Dom“ gut funktioniert und 88 Prozent der angreifenden Raketen abgeschossen. Wobei das Radar frühzeitig unterschied, welche Geschoße ohnehin nur unbewohntes Gelände treffen würden – in diesem Fall sparte man sich die teure Abwehrwaffe.
Kommandoaktion Das auf bis zu 12.000 Stück geschätzte Raketenarsenal im Gazastreifen wurde durch die Luftschläge deutlich dezimiert. Mit der spektakulären Zerstörung einer Waffenfabrik im Sudan Ende Oktober – eine Kommandoaktion, zu der sich Israel nie bekannt hat – wurde zudem ein wichtiger Nachschubweg abgeschnitten.

Sollte Israel Irans Atomanlagen eines Tages bombardieren, drohen Gegenangriffe mit Kurz- und Mittelstreckenraketen aus Gaza, von der Hisbollah im Libanon sowie mit Langstreckenraketen aus dem Iran. Der „Eiserne Dom“ hat seine Wirksamkeit bewiesen. Die Zahl der derzeit fünf Batterien soll verdoppelt werden (Kostenpunkt: 39 Millionen Euro pro Stück). Gegen Mittel- und Langstreckenraketen werden neue Systeme entwickelt („Davids Schleuder“) oder sind bereits stationiert („Pfeil“). Die Vorbereitungen auf den großen Showdown mit dem Iran laufen offenbar auf allen Ebenen.

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