Schwitzen gegen den G7-Gipfel: Bunter Protest im kleinen Dorf

Zu beginn der Protestkundgebung mit rund 3600 Teilnehmern narrten Clowns die Polizei. Später kam es zu einer Konfrontation
Trotz Hitze kochten die Gemüter bei Großdemo zunächst nicht über. Am Abend kam dann doch Pfefferspray zum Einsatz.

Es ist zunächst die Polizei, die Samstagmittag umringt wird. Während rund 2000 Gegner des G7-Gipfels vor dem Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen aufmarschieren, werden Beamte von einer Clowntruppe geneckt. Die Polizisten nehmen immer wieder Reißaus. Lustig wollen sie das Ganze nicht finden. Denn bereits seit den Morgenstunden brennt die Sonne auf das 26.000 Einwohnerdorf herunter. Schwarz uniformierte Polizisten mit Schutzwesten stehen schwitzend an jeder Ecke des Dorfs.

Den Gegnern des heute und morgen im zehn Kilometer entfernt auf Schloss Elmau stattfindenden G7-Gipfels geht es nicht besser. Bevor der große Protestzug beginnt, sind viele der Kapitalismus- und Globalisierungskritiker an der Loisach zu finden. Neben dem Fluss, der willkommene Abkühlung verspricht, hat das Protestbündnis "Stop G7 Elmau 2015" auf einer Wiese ein Camp errichtet.

Schwitzen gegen den G7-Gipfel: Bunter Protest im kleinen Dorf
Anti-G7 protestors march during a demonstration in Garmisch-Partenkirchen, southern Germany, June 6, 2015. The Group of Seven (G7) two-day summit, being held at Elmau palace near Garmisch-Partenkirchen in Bavaria, begins on Sunday. REUTERS/Hannibal Hanschke
Kurz nach zwölf macht sich das Demo-Volk auf den Weg Richtung Zentrum. Der Asphalt dampft. Die Demo-Organisatoren fordern die Polizei immer wieder auf, nicht durch die Versammlung zu gehen, um Provokationen zu vermeiden. Ganz in der ersten Reihe des Demozugs wartet der junge Kommunist Max darauf, dass es losgeht. "Die G7 sind ein kapitalistisches und imperialistisches Bündnis, dass die Welt unter sich aufteilt", erklärt der Stuttgarter, warum er ins Werdenfelser Land gereist ist, um hier seinen Ärger kundzutun.

Thomas Schmiedbauer kommt aus dem nahen Sindelsdorf. In Lederhosen steht er als Einzelkämpfer zwischen den Demo-Gruppen. Auf einem Schild prangert der 50-Jährige die "Finanz- und Konzernbestien" an. Für den Bayern ist es die erste Demonstration seines Lebens. "Die Ungerechtigkeit auf der Welt ärgert mich schon seit Jahrzehnten", erklärt er. Angst, dass der Protest eskalieren könnte, hat er keineswegs.

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GERMANY G7 SUMMIT
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Activists of Oxfam wearing traditional Bavarian cl
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Activists of Oxfam wearing traditional Bavarian cl
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Activists of Oxfam wearing traditional Bavarian cl
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G7 opponent and member of motorcycle club 'Kuhle W
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G7 opponents arrive for a demonstration in Garmisc
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A photographer takes pictures during an anti-G7 de
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Anti-G7 protestors clash with riot police during a
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GERMANY G7 SUMMIT

Nebel und Pfefferspray

Kurz vor Redaktionsschluss wird dann doch von einer Auseinandersetzung zwischen Polizisten und Demonstranten berichtet. G-7-Kritiker zündeten nach Angaben eines Polizeisprechers am vorgesehenen Wendepunkt des Demonstrationszugs eine Nebelrakete und versuchten, eine Protestaktion zu starten.

Die mit einem umfangreichen Aufgebot anwesende Polizei ging allerdings sofort dazwischen und beendete die Aktion, dabei kam auch Pfefferspray zum Einsatz.

Ein Polizist wurde am Auge verletzt – es sei aber noch unklar, durch was, sagte ein Polizeisprecher. Zudem wurde auch mindestens eine Demonstrantin verletzt. Den Einsatz von Schlagstöcken bestätigte die Polizei zunächst nicht – das hatten die Gipfelgegner den Beamten vorgeworfen. Aus dem Demonstrationszug heraus sollen Rauchbomben geworfen worden sein.

Rund 3600 Personen sollen an der Kundgebung teilgenommen haben. Die Organistoren sprachen von bis zu 5000. Im Vorfeld war von bis zu 10.000 ausgegangen worden. Ein Polizeisprecher hatte gegenüber Medien von einem möglichen Anteil von 40 bis 50 Prozent der Teilnehmer gesprochen, die dem gewaltbereiten autonomen Spektrum zu rechnen seien.

Kurz bevor sich der Demo-Zug am frühen Nachmittag verspätet in Bewegung setzt, finden sich plötzlich wirklich auch Vermummte zwischen den Demonstranten. Unter den Beamten ist von rund 400 Personen die Rede, die dem gefürchteten "schwarzen Block" zuzurechnen wären. Ob sie in die Auseinandersetzung bei der Kundgebung involviert waren, stand zunächst nicht fest.

Unklar war auch noch, wie der Protest heute, Sonntag, fortgesetzt wird. Das Aktionsbündnis hat einen Sternmarsch auf Schloss Elmau geplant, auf dem heute die Gipfelteilnehmer eintreffen sollen. "Wir wollten in Sicht- und Hörweite protestieren. Aber das ist nur einer Delegation von 50 Personen gestattet worden", erklärt eine Pressesprechering der Gipfel-Gegner. Die weitere Vorgehensweise wollte man am Samstagabend besprechen.

Bei ihrer Gründung galten Deutschland, Frankreich, die USA, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan als die größten Industrienationen der Welt. Heute müssten laut dieser Definition zwei Länder aus der Gruppe fliegen.

Italien und Kanada säßen laut BIP heute nicht mehr mit am Tisch der Großmächte: Stattdessen wären es China (weltweit Platz 2 nach den USA) und Brasilien (Rang 7). Italien liegt auf Platz acht, Kanada auf Platz elf hinter Indien und Russland.

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