Ganztagsbetreuung für alle Volksschüler in Deutschland ab 2025

Ganztagsbetreuung für alle Volksschüler in Deutschland ab 2025
Alle Eltern, die das wollen, sollen künftig einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in deutschen Volksschulen haben.

Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat in Deutschland viel in Bewegung gebracht. Jetzt macht die deutsche Bundesregierung den nächsten Schritt: Ab 2025 soll für jedes Kind, dessen Eltern das wünschen, eine ganztägige Betreuung an der Schule gewährleistet
sein.

Der künftige Rechtsanspruch betrifft Millionen Familien, gehen doch knapp drei Millionen Kinder  in Deutschland in die Volksschule.

Ganztagsbetreuung für alle Volksschüler in Deutschland ab 2025

Die Bundesregierung hat dafür in einem ersten Schritt am Mittwoch die Einrichtung eines Sondervermögens in Höhe von zwei Milliarden Euro beschlossen. Das Geld ist gedacht für Investitionen in Räumlichkeiten und Gebäude an den rund 15.000 Volksschulen in Deutschland, damit ab 2025 der geplante Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung erfüllt werden kann.

Geldsorgen der Länder

Aus den Bundesländern kam umgehend Kritik: Zwei Milliarden Euro, das sei die Summe, die allein in Bayern schon notwendig wäre, ätzte Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU).

Auch in Norddeutschland gibt es Sorge, dass das Geld nicht reichen wird und Kommunen und Länder in die Presche springen müssen. So betonte Schleswig-Holsteins Familienminister Heiner Garg (FDP): Wer einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung verspreche, müsse diese auch bezahlen.

Ganztagsbetreuung für alle Volksschüler in Deutschland ab 2025

Familienministerin Giffey: Kinder nicht mit leeren Mägen und ohne Hausübung heimschicken

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) winkte ab: Klar lägen die Kosten für den Ganztagsausbau deutlich über den zwei Milliarden - nämlich bei schätzungsweise fünf bis sieben Milliarden Euro. Und der Bund leiste seinen Beitrag dazu. „Aber so oder so müssten die Länder diese Aufgabe angehen, weil die Eltern und Familien in Deutschland das erwarten“, sagte Giffey.

Leerer Magen

Die Regierung begründet das Vorhaben, das im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vereinbart wurde, unter anderem mit einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es sei schlicht nicht möglich, dass Eltern einer geregelten Arbeit nachgingen, wenn Erstklässler oft schon um 12 Uhr wieder vor der Haustür stünden, „mit leerem Magen, aber mit einem Ranzen voller unerledigter Hausaufgaben“, sagte Giffey am Mittwoch.

Mut zu Kindern

Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprang ihr zur Seite: Der Ausbau der Ganztagsbetreuung solle Menschen auch Mut machen, sich für Kinder zu entscheiden. Die Qualität der Ganztagsangebote in den Schulen und Horten müsse aber stimmen. „Nur dann werden Kinder und Eltern die Ganztagsangebote nutzen.“

Gewerkschaften warnten, dass 2025 gar nicht genug Personal da sein werde, um die Ganztagsbetreuung für so viele Kinder sicherzustellen. Die Bundesländer müssten sofort ihre Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen und Erzieher sowie Volksschullehrer massiv ausweiten.

Der Plan der deutschen Koalitionsregierung sieht vor, dass ab 2025 alle Kinder in Deutschland von der 1. bis zur 4. Klasse einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung haben werden, an fünf Tagen in der Woche, für acht Stunden am Tag.

Westen muss aufholen

Mehr als die Hälfte der Volksschüler würden bereits jetzt ganztägig betreut, sagte Ministerin Giffey. Sie rechnet damit, dass in den kommenden Jahren bis zu eine Million zusätzliche Plätze geschaffen werden müssen, damit der Rechtsanspruch ab 2025 erfüllt werden kann. Vor allem im Westen gebe es Nachholbedarf.

Kommentare