Friedensnobelpreisträgerin aus dem Iran für Burka-Verbot

Shirin Ebadi
Islam verlange kein Verbergen des Gesichts, Kopftuch-Tragen sollte aber für alle frei gestellt sein.

Für ein Burka-Verbot in Europa hat sich die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi ausgesprochen. Der Islam verlange kein Verbergen des Gesichts, sagte die säkulare Muslima am Freitag in Wien. Hingegen solle es Frauen in Europa freigestellt sein, ein Kopftuch zu tragen, meinte Ebadi bei einem Vortrag in der Landesverteidigungsakademie.

"Ich bin definitiv gegen eine Bedeckung des Gesichts." Im Islam gebe es keine Bedeckungspflicht, erläuterte Ebadi, die sich selbst mit Kurzhaarschnitt präsentiert. Im Gegenteil, beim Beten, selbst in Mekka, sei es Frauen verboten, das Gesicht zu bedecken. Sie selbst habe muslimische Frauen gefragt, warum sie in Paris etwas täten, was in Mekka verboten sei. "Die Frau hinter der Kleidung muss erkennbar sein."

Kopftuch sollte man zulassen

Eine andere Meinung vertritt die Nobelpreisträgerin in Sachen Kopftuch. Wenn eine muslimische Frau in Europa ein Kopftuch tragen wolle, so solle man dies zulassen. Bei Männern, die lange Bärte tragen, sage auch niemand etwas. "Warum diese Abgrenzung?" Sie könne sich das nur aus einer "Kultur des Patriarchats heraus" erklären. Freilich, im Iran hätte sie Probleme, wenn sie sich präsentierte, "so wie ich bin. Ich würde mit Peitschenhieben bestraft." Die Frauen im Iran seien mit der Lage "unzufrieden".

Kritisch äußerte sich die Menschenrechts- und Frauenaktivistin aber auch über den vorauseilenden Gehorsam europäischer Politikerinnen. Warum hätten Spitzenpolitikerinnen wie die EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und ihre Nachfolgerin in diesem Amt, Federica Mogherini, das Tragen eines Kopftuchs bei Auftritten im Iran akzeptiert? In den Augen Ebadis werden hier "doppelte Standards" angewandt.

Im Kontext der Nahost-Flüchtlingswelle nach Europa verwies die Anwältin auf die tief greifenden kulturellen Unterschiede. "Wir kennen ihre Kultur nicht, sie kennen unsere nicht." Leider gehöre es in Ländern wie Afghanistan zur Normalität, dass Frauen und Kinder geschlagen werden. "Junge Afghanen kennen unsere Gesetze nicht." Viele Flüchtlinge wüssten auch nichts über Europa, stellte Ebadi fest, die selbst Befragungen in einem Flüchtlingstross durchführte. Einige hielten Europa für eine Stadt und fragten, wann man dort endlich ankomme. Ob Flüchtlinge und Migranten eine Bedrohung oder eine Chance darstellen? Ebadi plädierte für beschleunigte Asylverfahren, sonst komme es zu einer Marginalisierung und "die Wartenden können zu einer Bedrohung werden".

Die Friedensnobelpreisträgerin im KURIER-Interview

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