England in Hochzeitsstimmung: Frieden, Freundlichkeit und Bier

England in Hochzeitsstimmung: Frieden, Freundlichkeit und Bier
Viel Spaß und wenig Harry. Auf der Straße feierten Zehntausende mit viel britischem Humor und ein paar Tränen

Eigentlich, davon ist Victoria überzeugt, sollte sie da oben im Schloss vor dem Altar stehen. Schließlich hat die 25-jährige Australierin aus Sydney Harry unzählige Male Heiratsanträge gemacht, einen davon persönlich und gar nicht so erfolglos. In Sydney 2015 war es, als der Prinz auf Australien-Tour und sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation bei einer Party dabei war. Er werde es sich noch ein bisschen überlegen müssen, habe Harry auf ihren Heiratswunsch lächelnd geantwortet, ja, und einen stürmischen Kuss – sie hat die Fotos davon auf ein großes Poster geklebt – habe er sich auch gefallen lassen.

So viel Harry wie Victoria hat hier in der dichtgedrängten Menge Zehntausender Menschen wohl keiner zu bieten, aber eine gute, oder zumindest seltsame Geschichte haben viele hierher nach Windsor mitgebracht. Da gibt es die treuen Diana-Fans, die aus so weit entfernten Gegenden wie Florida angereist sind, um bei der Hochzeit des Sohnes noch einmal ihre Heldin zu feiern und dabei Erinnerungen an durchheulte Tage nach deren Tod auszutauschen.

Es gibt die treuen Royalisten, die am Rand der Paraderoute die Nacht oder sogar zwei verbracht haben und darüber scherzen, dass es beim letzten königlichen Jubiläum doch so furchtbar geregnet habe. Und dann gibt es die Glücklichen, die schon in der Früh mit einem grünen „castle visitor“-Button an Kragen oder Kleid lächelnd von Ordnern durch die Menge geschleust werden.

Im Vorbeigehen berichten sie aufgeregt, warum sie zumindest drinnen im Schlosshof auf das Brautpaar warten dürfen. Da gibt es erfolgreiche Rennradfahrer aus Nordschottland ebenso wie bemüht aristokratische Angestellte aus dem Buckingham Palast, aber auch eine Krankenschwester und ihren Sohn, die Urlaube für krebskranke Kinder organisieren.

Manche schauen den Glücklichen neidvoll nach, andere kümmern sich kaum um solche royalen Zuwendungen. Sie sind zum Feiern gekommen und tun das schon mit viel Bier, Prosecco und Hurra, bevor die Kutsche mit dem Brautpaar noch vorbeigerollt ist. Der Moment, auf den man so lange gewartet hat, ist ohnehin vorbei, kaum dass die erstaunten Rufe wie „die sind das wirklich“, oder „sie ist so schön“ verklungen sind.

Und weil man gemeinsam dabei war, wird viel umarmt, werden ein wenig enttäuscht Bemerkungen wie „das waren maximal 30 Sekunden nach sieben Stunden warten“, ausgetauscht. Viele bleiben, um weiter zu feiern.

Die Würde bis zuletzt dagegen wahrt einer der vielen älteren Herren, in traditioneller Robe. Malcolm Alexander ist Abgeordneter des königlichen Bezirks Windsor und für das Schloss selbst zuständig. Und da, meint er, werde es einiges zu tun geben, „bis alles wieder in Ordnung ist nach so viel Durcheinander“.

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