Francois Fillon durch Video-Interview seiner Frau in Erklärungsnot

Francois und Penelope Fillon
Penelope Fillon stritt 2007 Assistententätigkeit für ihren Mann ab. In Umfragen stürzt Zustimmung für den französischen Präsidentschaftskandidaten weiter ab.

Der französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon gerät in der Affäre um Scheinbeschäftigung weiter in Erklärungsnot: In einem wieder aufgetauchten Video aus dem Jahr 2007 gibt seine Frau an, nie für ihren Mann als Assistentin gearbeitet zu haben, wie der Sender France 2 am Donnerstag mitteilte.

Fillon will seine Frau jahrelang im Parlament beschäftigt haben - laut Presseberichten für hunderttausende Euro aus Steuergeldern. In einem Video, das am Donnerstagabend auf France 2 ausgestrahlt werden sollte, sagt Fillons Frau nach Angaben des Senders wörtlich: "Ich war niemals die Assistentin meines Mannes." Das Zitat stammt aus einem Interview der gebürtigen Britin Penelope Fillon mit dem Sunday Telegraph. Das Gespräch wurde als Video mitgeschnitten.

Francois Fillon durch Video-Interview seiner Frau in Erklärungsnot
Francois Fillon, member of Les Republicains political party and 2017 presidential candidate of the French centre-right, and his wife Penelope attend a political rally in Paris, France, January 29, 2017. Picture taken January 29, 2017. REUTERS/Pascal Rossignol
Der lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl gehandelte Fillon steht seit gut einer Woche massiv unter Druck: Nach Berichten der Zeitung Le Canard Enchainesoll Fillons Frau innerhalb von 15 Jahren mehr als 830.000 Euro aus Steuermitteln erhalten haben, ohne dafür wirklich gearbeitet zu haben. Der konservative Politiker weist die Vorwürfe als Schmutzkampagne zurück.

Umfrage: Fillon soll Kandidatur fallen lassen

In Umfragen stürzt die Zustimmung für Fillon weiter ab. In einer Befragung des Instituts Harris interactive sprachen sich sieben von zehn Franzosen für einen Rückzug des Politikers von der Präsidentschaftskandidatur aus. Die Anhänger des bürgerlichen Lagers sind gespalten: Sie sind demnach jeweils zur Hälfte für oder gegen einen Rückzug.

In Fillons Partei Die Republikaner wird hinter den Kulissen bereits nach einem Ausweichkandidaten gesucht. Am häufigsten wird dabei der Name des früheren Premierministers Alain Juppe genannt, der Fillon bei der Vorwahl überraschend unterlegen war. Dieser bekräftigte aber, er stehe nicht als "Plan B" zur Verfügung.

"Verleumdung"

In einem Gastbeitrag in der Zeitung Le Figaro sagten 17 konservative Politiker Fillon ihre Unterstützung zu. Bei den Vorwürfen handle es sich um "Verleumdung", heißt es in dem Text, der unter anderem von Fraktionschef Christian Jacob und dem früheren Premierminister Jean-Pierre Raffarin unterschrieben ist.

Aufwind hat derzeit Fillons sozialliberaler Gegenspieler Emmanuel Macron. In Umfragen liegt er inzwischen vor Fillon. Der 39-Jährige sagte bei einem Wahlkampfauftritt auf einem Unternehmerkongress, er sehe "Bewegung" in seiner Präsidentschaftskandidatur.

Le Pen könnte erste Runde gewinnen

Francois Fillon durch Video-Interview seiner Frau in Erklärungsnot
Marine Le Pen (C), French National Front (FN) political party leader and candidate for French 2017 presidential election, visits the Salon des Entrepreneurs (Entrepreneurship fair) in Paris, France, February 1, 2017. REUTERS/Benoit Tessier
Auf Profit aus der Affäre hofft auch die Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen. Sie könnte laut Umfragen die erste Runde der Präsidentschaftswahl im April gewinnen. Bisher gehen die Meinungsforscher aber davon aus, dass sie in der Stichwahl im Mai ihrem Konkurrenten unterliegt - ob er nun Macron oder Fillon heißt.

Auf Twitter und Facebook kursierte unterdessen ein Video, das Fragen zu Le Pens Umgang mit Journalisten aufwirft. Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte einen Reporter der TV-Gruppe TF1 gewaltsam abführen, der eine Frage zu ihrer Verwicklung in eine Scheinbeschäftigungs-Affäre stellt. Die Front National erklärte, sie sei für die Sicherheit bei der Veranstaltung nicht zuständig gewesen.

Das Europaparlament fordert fast 340.000 Euro von Le Pen zurück. Sie hat demnach als Abgeordnete in Brüssel zwei Parlamentsmitarbeiter aus EU-Geldern bezahlt, die aber ausschließlich für ihre Partei arbeiteten.

MARINE LE PEN: Die Kandidatin der rechtsextremem Front National (FN) vertritt radikale Positionen im Hinblick auf Europa und Ausländer. In Umfragen für die erste Wahlrunde im April liegt die 48-Jährige mit mindestens 25 Prozent regelmäßig vorne.

FRANÇOIS FILLON: Der Spitzenkandidat der bürgerlichen Rechten galt vor der Affäre um den Parlamentsjob seiner Frau als Favorit der Wahl. Nach einer neuen Umfrage könnte der 62-Jährige jedoch - entgegen bisheriger Annahmen - nicht in die entscheidende zweite Runde im Mai gelangen. Die französische Justiz prüft Vorwürfe, wonach Fillons Frau nur zum Schein im Parlament angestellt war. Fillon hatte die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

EMMANUEL MACRON: Der unabhängige Bewerber gewinnt immer mehr Sympathiepunkte und liegt in Umfragen inzwischen bei über 20 Prozent. Er könnte demnach ins End-Duell gegen Le Pen gelangen - und die Konkurrentin auch schlagen. Der 39-Jährige positioniert sich weder links noch rechts. Konservative werfen ihm vor, das Programm für den glücklosen Präsidenten François Hollande gemacht zu haben, der nicht mehr antritt.

BENOIT HAMON: Der 49 Jahre alte Ex-Bildungsminister wurde am vergangenen Sonntag von rund zwei Millionen Wählern zum Spitzenkandidaten der angeschlagenen Sozialisten bestimmt. Er will mit der Hollande-Ära brechen und einen neuen Kurs einschlagen, bei dem grüne Themen eine wichtige Rolle spielen. Er gilt zur Zeit als "vierter Mann" bei der Wahl.

JEAN-LUC MELENCHON: Mit 65 Jahren ist der Linksparteigründer der älteste unter den wichtigen Kandidaten. Der von der kommunistischen Partei (PCF) unterstützte Anwärter dürfte laut Umfragen bei der ersten Runde mindestens zehn Prozent der Stimmen erhalten. Melenchon gilt als brillanter Redner und ist ein harter Kritiker der deutschen Sparpolitik.

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