Wer französischer Präsident werden möchte

Marine Le Pen, Parteichefin der Front National
Das Bewerberfeld für den Urnengang im Frühjahr 2017 ist noch relativ offen. Ein Überblick

Knapp ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron seine Kandidatur erklärt. Damit steht ein weiterer Bewerber fest, hinter vielen Kandidaturen gibt es aber noch Fragezeichen. Ein Überblick:

Die Sozialisten

Der höchst unpopuläre Staatschef Francois Hollande will erst im Dezember bekanntgeben, ob er im Frühjahr 2017 für eine zweite Amtszeit kandidiert. Umfragen sagen ihm so gut wie keine Chancen auf eine Wiederwahl voraus.

So oder so müsste Hollande sich erst einer Vorwahl der Sozialisten im Jänner stellen - und es gibt innerparteiliche Konkurrenz. Sein prominentester Herausforderer ist Ex-Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg vom linken Parteiflügel. Verzichtet Hollande auf eine Kandidatur, dürfte Premierminister Manuel Valls antreten.

Die Konservativen

Die konservativen Republikaner bestimmen ihren Kandidaten bei einer Vorwahl an den kommenden beiden Sonntagen, eine Premiere in der Geschichte der Partei. Umfragen sagen ein Duell zwischen dem favorisierten Ex-Premierminister Alain Juppe und dem früheren Staatschef Nicolas Sarkozy voraus. Zuletzt machte aber auch Ex-Premier Francois Fillon Boden gut und könnte noch für eine Überraschung sorgen.

Der Vorwahl, an der jeder Franzose teilnehmen kann, kommt eine zentrale Bedeutung zu: Der Sieger ist bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai 2017 haushoher Favorit. Die Mitte-Rechts-Parteien UDI und Modem hätten an der Vorwahl der Konservativen teilnehmen können, haben sich aber dagegen entschieden. Ihre Parteichefs unterstützen Alain Juppe.

Das freie Elektron

Der parteilose Ex-Wirtschaftsminister Macron bezeichnet seine politische Bewegung "En marche!" (etwa: Vorwärts!) als "weder links noch rechts". Er zielt auf Wähler der politischen Mitte ab und gilt als wirtschaftsliberal. Seine Chancen in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl zu kommen, sind trotz relativ guter Umfragewerte gering.

Die Rechtspopulisten

Für die rechtspopulistische Front National (FN) wird Parteichefin Marine Le Pen ins Rennen gehen. Wie ihr Vater Jean-Marie Le Pen im Jahr 2002 wird sie es aller Voraussicht nach in die Stichwahl schaffen. Einen Sieg halten Meinungsforscher aber aktuell für so gut wie ausgeschlossen. Marine Le Pen hält hingegen eine Überraschung für möglich - und sieht sich durch das Brexit-Votum und den Wahlsieg des Rechtspopulisten Donald Trump in den USA bestärkt.

Links der Sozialisten

Linkspartei-Gründer Jean-Luc Melenchon sorgte bei den Präsidentschaftswahlen 2012 mit einem furiosen Wahlkampf für Aufsehen und tritt jetzt erneut an. Der 2008 bei den Sozialisten ausgetreten Politiker will die von Hollande enttäuschten Linkswähler hinter sich bringen. Die Kommunisten könnten Melenchon unterstützen oder aber einen eigenen Kandidaten aufstellen. Die Parteimitglieder werden darüber am 24. und 26. November abstimmen.

Bei den Grünen setzte sich vor einer Woche überraschend der Europaabgeordneten Yannick Jadot in einer Vorwahl als Kandidat durch. Frankreichs Grüne sind aber durch parteiinterne Streitereien stark geschwächt. Die Zersplitterung des linken Lagers ist einer der Gründe, warum die Konservativen als Sieger aus der Präsidentschaftswahl 2017 hervorgehen dürften.

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