Emmanuel Macron erklärt Präsidentschaftskandidatur

Präsident der Reichen? Emmanuel Macron
Macron war Minister und Berater des amtierenden Präsidenten Francois Hollande.

Der ehemalige französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gab seine Kandidatur um das Präsidentenamt bekannt. Macron habe sich bereits vor langem zu der Kandidatur entschlossen. Gewählt wird im kommenden Jahr.

Macron war Minister und Berater des amtierenden Präsidenten Francois Hollande. Ende August trat der frühere Investmentbanker zurück. Anschließend warf er der Regierung mangelnden Reformwillen vor und gründete seine eigene politische Bewegung. Er ist einer der beliebtesten Politiker in Frankreich, während Hollande nicht zuletzt wegen seiner umstrittenen Wirtschaftspolitik in Ungnade gefallen ist.

Wer ist Emmanuel Macron?

Irgendwo zwischen Hegel und Rothschild dreht sich die Welt von Emmanuel Macron. Der ehemalige französische Wirtschaftsminister ist auf geistigen Ebenen der Philosophie ebenso zu Hause wie im knallharten Investmentbanking.

In der Philosophie arbeite Macron über Hegel und Machiavelli. Er studierte Politikwissenschaft und absolvierte die Eliteschule ENA mit Bravour. Nach vierjähriger Etappe in der Finanzverwaltung ging es ins renommierte Bankhaus Rothschild.

Seine Leidenschaft Philosophie habe ihn "zutiefst beglückt", erläuterte Macron seine Karriere in einem Interview. Aber er habe das Gefühl gehabt, täglichen Kontakt zu benötigen. Sein Gang zur Bank sollte ein finanzielles Polster sichern. Er brauche keinen Luxus, "aber ich lege großen Wert auf meine Unabhängigkeit".

Zum Millionär gemacht

Ein Neun-Milliarden-Deal, den er vor vier Jahren für Rothschild betreute, machte ihn per Provision zum Millionär. Vielleicht erleichterte ihm das den Weg kurz darauf in den Elysee-Palast. In der Schaltzentrale französischer Macht wurde sein Gehalt auf etwa ein Zehntel des alten Einkommens geschätzt.

Im Stab von Präsident Francois Hollande war der neue Wirtschaftsminister bereits für Fragen der Ökonomie zuständig. Vom Elysee aus sollte er auch die Industriepolitik seines unberechenbaren Vorgängers Montebourg loyal begleitet haben. Zudem war er verantwortlich für zentrale Projekte wie dem "Pakt der Verantwortung", der Unternehmen und Haushalte entlasten sowie Einsparungen des Staates in Höhe von 50 Milliarden Euro bringen soll.

"Das war unsere Teatime"

Ein Stabschef seines damaligen Ministeriums umschrieb einmal Macrons Arbeitszeit zwischen ein und zwei Uhr morgens: "Das war unsere Teatime". Im Knüpfen von Kontakten wird ihm nachgesagt, "schneller als sein Schatten" zu sein. Über sich selbst urteilt der nun Kabinettsjüngste: "Ich mag komplizierte Situationen."

Politisch wird "petit Macron", der kleiner Macron, mal zum rechten Parteiflügel gezählt, andere nennen ihn linksliberal oder sozialdemokratisch. Leisetreter mag Macron nicht - in Frankreichs autoritätsverliebten Verwaltungs- und Firmenstrukturen keine Selbstverständlichkeit. Auch er selbst kann locker: Hollandes umstrittene Millionärssteuer ist für ihn wie "Kuba ohne Sonne".

Sein Ruf als "Mozart der Finanzen" dürfte auch auf Piano-Talent und Vorliebe für Opern gründen. Selbst privat ist Macrons Werdegang alles andere als gewöhnlich. Mit 36 Jahren ist er - über die Familie seiner Frau - bereits Großvater. Die 20 Jahre ältere Brigitte Trogneux kennt er schon länger. Sie war seine Französischlehrerin.

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