Als einer der ersten äußerte sich der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, der „antisemitischen Rassismus“ und „kriminelle maskuline Verhaltensweisen ab dem jüngsten Alter“ verantwortlich machte.
Mélenchon und seiner Linkspartei LFI (La France Insoumise, „Das unbeugsame Frankreich“) wurden selbst während des Europawahlkampfs antisemitische Töne und eine einseitige Haltung zum Nahost-Krieg vorgeworfen.
Die Frontfrau des rechtsextremen Rassemblement National, Marine Le Pen, wiederum warf LFI die „Stigmatisierung von Juden“ und die „Instrumentalisierung des israelisch-palästinensischen Konfliktes“ vor.
Rechts- und Linksbündnis haben Macron in Umfragen überholt
Tatsächlich tun sich laut Umfragen die Rechtsextremen auf der einen und das Lager der vereinigten Linken auf der anderen Seite als die beiden stärksten Blöcke hervor, während die Präsidentenpartei weit zurückliegt. Präsident Macron hatte nicht damit gerechnet, dass sich die notorisch zerstrittenen Linken zu einem Bündnis zusammenfinden. Doch genau das gelang.
Die Sozialisten, die Linkspartei LFI (La France Insoumise, „Das unbeugsame Frankreich“), Grünen und Kommunisten einigten sich unter dem Namen „Neue Volksfront“ in Anspielung auf die Volksfront aus dem Jahr 1936 auf ein gemeinsames Programm und eine Aufteilung der Wahlkreise.
Die neue Allianz bekam auch erstaunlichen Zulauf, etwa von einer Gewerkschafterin, der Ökonomin Julia Cagé – und von Ex-Präsident François Hollande. „Für eine außergewöhnliche Situation ist eine außergewöhnliche Entscheidung angebracht“, erklärte der 69-Jährige. Es sei eine große Gefahr, dass die Rechtsextremen, die die Umfragen mit mehr als 30 Prozent anführen, sich näher denn je an der Pforte der Macht befänden.
Hollandes Comeback hatte sich angekündigt
In Wahrheit handelt es sich nur um eine halbe Überraschung. Denn aus seinem Wunsch, wieder in die aktive Politik zurückzukehren, hatte Hollande längst keinen Hehl mehr gemacht. Der Sozialist gibt seit Monaten Interviews, schrieb ein Buch und tourte auf Lesereise durch das Land.
Es scheint, als habe er nur noch auf den geeigneten Moment für ein Comeback gewartet, nachdem er 2012 auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte. Damals galt er als chancenlos, inzwischen gehört er wieder zu den beliebtesten Politikern des Landes.
Im Fall eines Siegs bei den Parlamentswahlen am 30. Juni und 7. Juli könnte er als einfacher Abgeordneter in der Nationalversammlung sitzen. Das gab es bereits im Fall von Valéry Giscard d’Estaing, der nach seiner Abwahl als Staatschef Abgeordneter im europäischen und im französischen Parlament wurde.
Auch er galt als Mann, der die Politik einfach nicht loslassen konnte – wie jetzt Hollande, der in seiner Laufbahn bereits Parlamentarier war und jahrelang Chef der Sozialisten.
Mélenchon dürfte Linksbündnis dominieren
Während die Reaktionen aus dem Linksbündnis verhalten freundlich waren, kam Kritik von ehemaligen sozialistischen Weggefährten, wie Hollandes früherem Premierminister Manuel Valls. Dessen Teilnahme an der Allianz sei „seiner nicht würdig“.
Denn wie das Vorgänger-Bündnis „Nupes“ („Neue ökologische und soziale Volks-Union“) im Vorfeld der Parlamentswahlen 2022, das schnell wieder zerbrach, wird auch die „Neue Volksunion“ von LFI und dessen Frontmann Jean-Luc Mélenchon dominiert werden.
Nicht nur will die Partei EU-Entscheidungen blockieren und forderte die Rückkehr zur Rente mit 60. Auch setzte sie im EU-Wahlkampf auf den Nahost-Krieg als Hauptthema, ließ antisemitische Töne anklingen und heizte mit radikalen Positionen die Debatten auf.
Kommentare