Fly me to the moon: Das neue Wettrennen um den Mond
Eine Traumreise weg von Corona: Gerade in Zeiten der Krise greifen Großmächte wieder nach dem Mond - 2024 soll wieder jemand den Erdtrabanten betreten.
„Wir werden zurückkehren mit Frieden und Hoffnung für die ganze Menschheit.“
Als Eugene Cernan jenen Satz sagte, waren die Zeiten andere: Der Mond, von dem er sich mit diesen Worten verabschiedete, stand damals für Sehnsüchte genauso wie für zerplatzte Träume. Der NASA-Astronaut, mittlerweile verstorben, war 1972 der letzte Mensch auf dem Mond. Geplant wäre eigentlich noch viel Fantastischeres gewesen. Die NASA wälzte sogar Pläne, die den Mond als Ausgangsbasis für die Kolonialisierung des Weltalls vorsahen. Ein Science-Fiction-Klassiker.
Ausbruchssehnsüchte
Jetzt, knapp 50 Jahre später, soll die Geschichte wieder da anknüpfen, wo sie stehen geblieben ist. In Zeiten von Corona, wo die Erde gezwungenermaßen still steht, darf der Mond wieder zur Projektionsfläche von Sehnsüchten werden – und zum Ziel politischer Profilierung.
Hören Sie diese Gschichte auch als Podcast samt Interview mit Astronaut Franz Viehböck:
2024, so der Plan Donald Trumps, soll wieder ein Mensch den Mond betreten, dann erstmals eine Frau; die Russen wollen 2030 nachziehen. Es scheint kein Zufall, dass der Traum von den unendlichen Weiten in Zeiten maximaler Eingesperrtheit wiederbelebt wird.
"Eroberung von Planeten"
Was dabei fehlen wird, ist Cernans liebliche Formel „für die ganze Menschheit“. Denn den neuen Mondsüchtigen geht es neben schönen Bildern auch um Profit. Die USA forcieren, wie Präsident Donald Trump jetzt sogar per Dekret verfügt hat, die kommerzielle Ausbeutung des Erdtrabanten; seltene Erden erhofft man sich dort.
„Die USA betrachten den Weltraum nicht als das gemeinsame Erbe der Menschheit“, so Trumps Breitseite. Dass die russische Weltraumbehörde das „einen aggressiven Plan zur realen Eroberung von Planeten“ nannte, erinnert an den Kalten Krieg.
Wie bei James Bond
Gibt es also wieder ein neues Space Race, so wie damals?
„Ja, es ist ein gewisser Wettlauf vorhanden“, sagt Franz Viehböck, Österreichs erster und einziger Mann im All. Mit den 1960ern sei das zwar noch nicht vergleichbar, aber es würden Kooperationen beendet, und „jeder fängt an, sein eigenes Süppchen zu kochen“, sagt der 59-Jährige.
Auch Willibald Stumptner, Obmann des Österreichischen Weltraumforums und Forscher an der TU Graz, sieht einen Wettlauf heraufdräuen – nicht nur zwischen den Großmächten USA, Russland und China, sondern auch durch Private. „Früher gab es James-Bond-Filme, wo einzelne Bösewichte Weltraumprogramme im Geheimen hatten. Das haben wir heute – Jeff Bezos wäre ein wunderbarer Gegenspieler zu Sean Connery gewesen.“
Der Amazon-Chef habe sich „schon früh mit der US-Raumfahrtindustrie zusammengetan“, so Stumptner, „jetzt hat er so eine fertige Mondlandefähre in petto, die er Trump angeboten hat“. Sein Kontrahent, Tesla-Chef Elon Musk, kooperiert seit Jahren mit der NASA, „die beiden pushen sich gegenseitig“. Ihre Herangehensweise sei daran das wirklich Entscheidende: Die Milliardäre würden nicht, wie etwa die NASA, Missionen am Computer durchspielen, sondern „testen, bis alles explodiert“. Das bringe deutlich schneller Erkenntnisse.
Die Privatisierung des Mondes
Für alle Konkurrenten, ob staatlich oder nicht, gehe es letztlich um Gewinne – also „um die Privatisierung des Mondes“, wie der Kreml feixte. Auf dem Erdtrabanten gibt es lukrative Bodenschätze: „Helium-3 etwa könnte für Fusionskraftwerke benötigt werden, die es derzeit noch gar nicht gibt“, sagt Stumptner. Das verspräche in klimakritischen Zeiten massive Vorteile, so sehr das auch nach Science Fiction klingt. Auch Solarkraftwerke im Orbit, die Strom auf die Erde schicken, seien technisch machbar.
Ob man das aber darf, ist juristisch nicht ganz klar. Die Russen, die technologisch hinterherhinken, erinnern die USA daher gern an Verträge aus dem 20. Jahrhundert, die Mond und All als Allgemeingut sehen. „Das Problem ist, dass die Amerikaner nie unterschrieben haben“, so Stumptner – die Russen auch nicht.
Bleibt nur die Frage, ob sich die Pläne auch jetzt in der Krise realisieren lassen. „Bis 2024 eine Astronautin zum Mond zu schicken, war vor Corona illusorisch. Jetzt ist es jetzt umso mehr“, sagt Viehböck. Zwar sei das „kein Papierprojekt“, aber der Zeitplan werde sich verschieben.
Bis dahin dürfen Staatenlenker – wie alle anderen – träumen. Und neben Tagesstruktur „a Hetz’ haben“, rät Raumfahrer Viehböck. Denn: Mit Spaß sei es viel einfacher, die Zeit der Isolation durchzustehen. Bis zur nächsten Mondlandung dann!
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