50 Jahre nach Apollo: Der Mond bleibt im Gespräch - und schwer erreichbar

50 Jahre nach Apollo: Der Mond bleibt im Gespräch - und schwer erreichbar
Kosmonaut Franz Viehböck und "Science Buster" Florian Freistetter zum Jubiläum der ersten Mondlandung.

Auch 50 Jahre nach der ersten Mondlandung von Apollo 11 bleibt ein Besuch des erdnächsten Trabanten kein Kinderspiel. Der Start von Indiens erster einschlägiger Mission mit der Mondsonde Chandrayaan-2 etwa wurde am 14. Juli vorzeitig abgebrochen. Von den Silicon Valley-Milliardären Elon Musk und Jeff Bezos gibt es zum All vorwiegend viel PR. Und mit der Rückkehr der NASA zum Mond ist vor 2024 nicht zu rechnen.

Aber ist die überhaupt notwendig? Hat die Wissenschaft die bemannten Weltraummissionen gebraucht, um neue Erkenntnisse über das Weltall gewinnen? Die letzten News über die unendlichen Weiten des Weltraums schrieb zum Beispiel ein Bild des internationalen Radioteleskop-Netzwerks Event Horizon, das einen dunklen Fleck vor einem verschwommenen gelblich leuchtenden Ring zeigt. Die Menschen, die dabei eine Rolle spielten, saßen auf der Erde vor Computern und analysierten das Ergebnis dieses Unternehmens.

Wie sinnvoll also ist es, erneut den Mond zu betreten?

Florian Freistetter (Astronom & "Science Buster"): Nur weil vor 50 Jahren Menschen auf dem Mond spaziert sind, heißt das nicht, dass er jetzt "erledigt" ist. Vor 50 Jahren haben wir den ersten Schritt zur Erforschung einer komplett neuen Welt gemacht, von der wir noch gar nicht wissen, was es dort alles zu entdecken gibt. Wir haben nur darauf vergessen, auch den nächsten Schritt zu machen. Was wir langsam in Angriff nehmen sollten. 

 

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Florian Freistetter, Astronom und Science Blogger

Ist die Astronomie 50 Jahre nach der Mondlandung viel weiter gekommen?

Freistetter: Zuerst einmal muss man festhalten, dass Astronomie und Astronautik zwar beide am Himmel stattfinden, aber nicht so enorm viel miteinander zu tun haben, wie man denkt. 

Können Sie das bitte näher ausführen?

Freistetter: Gerne. Vereinfacht gesagt, war der Astronomie die Mondlandung egal. (Natürlich nicht, aber das Ganze war kein astronomisches Forschungsprojekt.) Man hat natürlich sehr, sehr viel über den Mond gelernt. Aber das war eher Planetologie, Geologie etc. Und die Astronomie beschäftigt sich ja nicht nur mit dem Mond. Die Astronomie hat unabhängig von Apollo das Universum erforscht; davor wie danach. Wo die Astronomie die Raumfahrt natürlich schon dringend braucht, ist bei der Bereitstellung der Teleskope im All bzw. für den Transport der Teleskope dorthin.

Wie etwa jüngst bei "Event Horizon"?

Freistetter: Genau. Das geht aber im Prinzip auch ohne Menschen; obwohl sie auch praktisch sind, wie man beim Hubble-Teleskop gesehen hat, das ja regelmäßig durch Menschen gewartet wurde. Aber prinzipiell würde die Astronomie vermutlich auch ohne Menschen im All sehr gut klar kommen (von Sciencefiction-Projekten wie Sternwarten auf dem Mond oder Ähnlichem - die natürlich sehr super und effektiv wären - mal abgesehen.) 

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Was ist Ihrer Meinung nach das Bleibende an der Mondlandung?

Freistetter: Die Mondlandung hat ein enormes Interesse für die Naturwissenschaft, das Universum und damit auch für die Astronomie generiert. Eine ganze Generation ist dadurch beeinflusst und es gibt sicher Viele, die dadurch auch zu einer astronomischen Karriere inspiriert worden sind. Wie man an den Projekten "New Horizons" und "Rosetta" sieht, existiert die Inspiration durch die Raumfahrt auch heute noch.

Welche Erkenntnisse erwarten Sie von den nächsten Mondmissionen?

Freistetter: Was neue Mondmissionen bringen, ist natürlich neues Wissen. Wir denken beim Mond immer an "den Mond". Aber den gibt es genau so wenig wie "die Erde". Die Erde ist eine komplette Welt. Wir können sie auch nicht verstehen, wenn wir uns nur fünf Punkte ihrer Oberfläche ansehen. Deswegen erforschen wir seit Jahrtausenden auch jeden Winkel unseres Planeten und sind damit immer noch nicht fertig. Auch der Mond ist eine komplette, eigene Welt. Eine ANDERE Welt und die uns nächstgelegene. Eine, die genau so vielfältig ist wie die Welt, in der wir leben und die genauso ernsthaft erforscht werden müsste.   

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Franz Viehböck, "unser" Mann im All

Mit der Sojus zur Nr. 1

Franz Viehböck war als Assistent am Institut für Elektronische Messtechnik an der TU Wien tätig, als Anfang der 1990er-Jahre die Ausschreibung für einen österreichischen Kosmonauten publik wurde. Die Mission mit der MIR erfolgte im Oktober 1991. Neun Tage verbrachte Viehböck damals im All. Bis jetzt ist er der einzige Österreicher, der von einem solchen Ausflug erzählen kann. Vor zehn Jahren wurde ein Kleinplanet "Viehboeck" getauft. Im kommenden Jahr übernimmt der "Austronaut" den Vorstandvorsitz bei der niederösterreichischen Berndorf AG.

Herr Viehböck, wie haben Sie den Start mit der Sojus erlebt? Es wird erzählt, dass die heftigste Reaktion bei einem Raketenstart nicht das Staunen sei - sondern Übelkeit.

Freude und Staunen

Franz Viehböck: Dass einem schlecht wird, kann schon passieren. Die Reaktion ist vergleichbar mit der Seekrankheit. Etwa ein Drittel der Menschen reagiert auf diese Weise. Aber das bekommt man in den Griff. Mir wurde nicht übel. Ich durfte mich einem ganz hingeben - der Freude und dem Staunen.

Ihre Weltraumreise liegt schon lange zurück. Würden Sie noch einmal ins All abheben wollen?

Viehböck: Es gibt aktuell kein Projekt dazu. So gesehen, stellt sich die Fragen nicht. Ich behalte also meinen Flug als schönes einmaliges Erlebnis in Erinnerung.

Der britische Unternehmer Richard Branson spricht schon seit Jahren davon, mit seinem Unternehmen "Virgin Galactic" Raumflüge für Weltraumtouristen anbieten zu wollen. Bis jetzt ist das allerdings Zukunftsmusik. Sind künftige Missionen zum Mond aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt notwendig?

Viehböck: Ich meine schon, dass es mit dem Abenteuer Mond nicht vorbei ist. Sowohl was den Mond als Urlaubsdestination oder als Forschungslabor betrifft, sind einige Projekte in Planung. Und das ist gut so.

Als Neil Armstrong, Edwin "Buzz" Buzz Aldrin und Michael Collins vor 50 Jahren mit einer Saturn-V-Rakete zum Mond aufbrachen, verfolgten Hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt ihre Mission. Hat die Faszination vom Weltraum seither abgenommen?

Viehböck: Nein. Im Gegenteil, sie hat sogar zugenommen. Und das ist ja wirklich positiv, wenn das Interesse an Technik zunimmt, 

Sie musste für Ihre Mission mit der MIR Russisch lernen, beherrschen sie es noch? 

Viehböck: Nur mehr ein paar Worte und Sätze. Mit Clemens Lothaller, der auch für diese Mission ausgewählt worden war, habe ich vier Monate lang Russisch gelernt. Täglich.

           

 

Die Sojus-Rakete hob planmäßig ab

Neues Wettrennen zum Mond?

Das Fachmagazin "Sterne und Weltraum" widmet seine aktuelle Ausgabe der neuen Aufmerksamkeit für den Erdmond. Und merkt an, dass mit China, Indien und Israel nun neuen Nationen neben Russland und den USA am Pläne schmieden sind. Von Russland heißt es: "Fakt ist leider: Das Land hat längst die astronautischen Fähigkeiten verloren, über die es Mitte der 1970er-Jahre verfügte. Know-how ist ein sehr verderbliches Gut."     

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Konstantin Ziolkowski, der Vater der Raketentechnik

Vater der Raketentechnik

Der britische Schriftsteller Tom Bullough widmete ihm vor sieben Jahren den Roman "Die Mechanik des Himmels", die Raketenpioniere Wernher von Braun und Robert Goddard vertrauten seinem Wissen, bei uns ist er ein großer Unbekannter: Konstantin Ziolkowski (1857-1935).

Angeregt von Fantasyromanen von Jules Vernes interessierte sich der russische Bauernbub früh für die Möglichkeiten, in den Weltraum abzuheben. Er schlug schon 1895 einen Weltraumlift vor und war auch der erste, der erkannte, dass nur eine Mehrstufenrakete erfolgreich ins All geschossen werden könne.

Von ihm stammt auch jenes Zitat, an das heute alle Wissenschafter festhalten, die sicher sind, dass unsere ferne Zukunft im Weltraum liegt.

"Die Erde ist die Wiege der Menschheit. Aber die Menschen wollen nicht ewig in der Wiege verbleiben."   

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