Trotz Gewalt: Hongkongs Regierungschefin verteidigt Polizei
Trotz schwerer Kritik von Demonstranten und Vorwürfen von ausufernder Polizeigewalt hat sich Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hinter die Sicherheitskräfte der Stadt gestellt. Die Polizei habe in den vergangenen zwei Monaten "große Schwierigkeiten gehabt, das Gesetz durchzusetzen", sagte Lam am Dienstag vor Journalisten.
Lam reagierte damit auf Tausende Demonstranten, die am Vortag aus Wut über Polizeigewalt den Hongkonger Flughafen zum Erliegen gebracht hatte. Als jemand, der nicht selbst Teil der Polizei sei, könne sie nicht darüber bestimmten, wie Polizeieinsätze ablaufen, "insbesondere wenn die Polizei vor Ort ein Urteil fällen muss", sagte die Regierungschefin weiter. Die Regierung und die Polizei in der chinesischen Sonderverwaltungszone seien aber in der Lage, die politische Krise in Hongkong zu lösen.
Stillstand am Flughafen
Tausende Demonstranten hatten am Montag die Abflug- und Ankunftshalle des Flughafens belagert. Der Airport, einer der geschäftigsten weltweit und ein zentrales Drehkreuz für Langstreckenflüge über China und Südostasien, strich deshalb ab dem Nachmittag sämtliche Flüge für den Tag. Auch die AUA-Mutter Lufthansa strich mehrere Flüge. Die AUA selbst fliegt Hongkong bereits seit Oktober nicht mehr an.
Nach dem Stillstand am Vortag lief der Flugbetrieb am Dienstag wieder an. Das bestätigte die Flughafenverwaltung in der Früh. Allerdings sei noch nicht abzusehen, wann wieder mit einer störungsfreien Rückkehr zum normalen Flugplan zu rechnen ist.
Am Montag waren zunächst nur noch einzelne Protestler am Flughafen zu sehen. Für den Nachmittag war erneut eine Demonstration angekündigt. Hunderte Regierungsgegner hatten bereits seit dem vergangenen Freitag friedlich am Flughafen protestiert, ohne den Betrieb nennenswert zu beeinträchtigen. Nur am Montag war die Zahl der Protestierer so groß geworden, dass der Flugbetrieb eingestellt werden musste.
In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong kommt es seit mehr zwei Monaten immer wieder zu massiven Protesten, die regelmäßig mit Ausschreitungen enden. Auslöser der Demonstrationen war ein - inzwischen auf Eis gelegter - Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Die Proteste entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung. Viele Menschen befürchten einen zunehmenden Einfluss Pekings auf das Leben in der Finanzmetropole und fordern demokratische Reformen.
Am Wochenende war es in Hongkong erneut zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Gummigeschoße ein. Tränengas wurde auf den Straßen und erstmals auch in einer U-Bahnstation verschossen. Gewaltbereite Demonstranten warfen Steine. Die Polizei warf Regierungsgegnern vor, Einsatzkräfte mit Brandsätzen verletzt zu haben.
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