Flüchtlingskinder: Österreich plant Betreuungsstätte auf Lesbos
120.000 Migranten befinden sich zur Zeit in Griechenland, vor allem auf den Inseln in der Ägäis ist die Situation weiter äußerst prekär. Die Hoffnung, dass sich nach dem Brand in Europas größtem Flüchtlingslager Moria auf Lesbos die Lage verbessert, hat sich nicht erfüllt. Auch im neu errichteten Ausweichlager Kara Tepe, in dem rund 7.000 Frauen, Männer und Kinder leben, sind die Zustände laut Hilfsorganisationen menschenunwürdig.
Eine Aufnahme von Flüchtlingsfamilien oder unbegleiteten Minderjährigen, die zuletzt etwa Kardinal Christoph Schönborn forderte, lehnt die österreichische Regierung nach wie vor ab, da eine solche langfristig zu mehr Migration führen würde. Nun soll aber zumindest die Situation von Kindern auf Lesbos verbessert werden, wie es am Samstag in einer gemeinsamen Presseaussendung des Innen- und des Außenministeriums (beide ÖVP-geführt) hieß.
In Kooperation mit SOS Kinderdorf soll demnach eine Tagesbetreuungsstätte für rund 500 Kinder entstehen. „Kein Kind sollte so aufwachsen müssen, wie die Kinder in den Flüchtlingslagern auf Lesbos. Wir wollen rasch die Lebensumstände der Kinder verbessern und dazu beitragen, dass ihr Alltag kindgerechter gestaltet werden kann“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg. Die Tagesbetreuungsstätte von SOS Kinderdorf würde psychosoziale Unterstützung und Bildung der Kinder sowie die Beratung ihrer Eltern anbieten.
Schallenberg hat dazu in den letzten Tagen Gespräche mit dem griechischen Außenminister Nikolas Dendias und mit Vize-Migrationsminister Georgios Koumoutsakos geführt, die das Projekt begrüßt hätten. Details würden nun in enger Abstimmung aller Beteiligten erarbeitet, heißt es aus dem Außenministerium. Die österreichische Regierung habe zugesagt, das Projekt für drei Jahre zu finanzieren.
Finanzielle Hilfe
Aus dem Auslandskatastrophenfonds hat Österreich dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR allein dieses Jahr für die Betreuung von Flüchtlingen vor Ort 3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Nach dem Brand auf Moria hat das Innenministerium - neben Hilfsgütern für 2.000 Menschen - zusätzlich 2 Millionen Euro für die IOM (Internationale Organisation für Migration) ausbezahlt.
Mit diesen Mitteln werden medizinische Teams auf Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros etabliert, Rettungsfahrzeuge angeschafft, Labore aufgebaut und ausgestattet, die unter anderem Tests auf COVID-19 durchführen und medizinische Zentren ausgestattet.
„Die Bilder, die uns aus Griechenland erreichen, sind immer wieder aufwühlend und erschütternd, das sage ich auch als Familienvater", sagte Innenminister Karl Nehammer. "Deshalb ist es aus unserer Sicht notwendig, vor Ort zu helfen, um die Situation zu verbessern. Österreich hat das nach dem Brand in Moria als eines der ersten Länder gemacht. Und wir unterstützen die griechische Regierung weiterhin bestmöglich und bieten unsere Hilfe an, um die Probleme vor Ort zu lösen.“
Justizministerin Alma Zadic (Grüne) erneuerte am Samstag dennoch die Forderung, Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Und auch in der Tiroler ÖVP sprach man sich für einen solchen Schritt aus - entgegen der Parteilinie.
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