Flüchtlinge: Rettungsschiff "Aquarius" kehrt ins Meer zurück

Die "Aquarius" am 29. Juni vor dem Hafen von Marseille.
Im Juni verweigerte Italien die Einfahrt. Nun wird eines der beiden letzten Rettungsschiffe im Mittelmeer wieder auslaufen.

Das Rettungsschiff "Aquarius" soll erneut zu einem Einsatz vor der Küste Libyens auslaufen. Das Schiff, das im Juni mit Hunderten aus dem Mittelmeer Geretteten an Bord tagelang weder in Häfen Italiens noch Maltas einlaufen durfte, werde am Mittwoch vom französischen Hafen Marseille aus in See stechen, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen am Montag.

Die "Aquarius" war das erste humanitäre Rettungsschiff, dem die neue italienische Regierung im Juni die Einfahrt in einen Hafen verwehrt hatte. Der Vorfall brachte neuen Schwung in die Debatte um europäische Migrationspolitik und führte erneut zu Rufen nach deren Verschärfung.

Roms Nein löste Odyssee aus

Mittlerweile gehört die "Aquarius" zu den letzten zwei zivilen Schiffen, die noch Migranten im Mittelmeer retten. Ob sie das Kommando zum Retten bekommt und wohin die Migranten in so einem Fall gebracht werden können, ist völlig unklar. Wegen Roms "Nein" hatten die Retter die Flüchtenden in einer beispiellosen Odyssee bis ins spanische Valencia bringen müssen.

Libyen weitet Rettungszone aus

Nun kommt noch ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu: Libyen hat nach Angaben der Internationalen Seefahrtsbehörde IMO Ende Juni eine eigene Such- und Rettungszone eingerichtet. Diese erstreckt sich nicht nur auf Hoheitsgewässer des Bürgerkriegslandes, sondern auch auf internationale Gewässer vor der libyschen Seegrenze, die die übliche Einsatzzone der privaten Seenotretter ist.

Für die Koordination von Rettungseinsätzen in dieser Zone und die Entscheidung über einen sicheren Hafen seien fortan die Libyer zuständig - es sei denn, sie treten die Koordination an eine andere Seenotrettungsleitstelle ab, sagte eine IMO-Sprecherin. Zuvor waren Rettungseinsätze von Rom aus koordiniert worden.

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