Flüchtlinge: Kroatien rechnet mit Anstieg von illegalen Grenzübertritten

Im ersten Quartal 2018 stiegen illegale Grenzübertritte um 72 Prozent auf 1.371 Fälle.

Kroatien rechtet in den Frühlingsmonaten mit einem Anstieg von illegalen Grenzübertritten. Ein deutlicher Zuwachs wurde bereits heuer im ersten Quartal verzeichnet: 1.371 Personen wurden beim Versuch erwischt, illegal ins Land einzureisen. Das ist eine Steigerung um 72 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode, als 801 Personen aufgegriffen wurden, berichtete die Nachrichtenagentur Hina.

Die meisten illegalen Migranten wurden laut der Polizeistatistik an der Grenze zu Serbien aufgegriffen (522 Personen), auf dem Weg nach Slowenien hielt die kroatische Polizei 286 Personen auf, während 143 Personen versucht haben, aus Bosnien einzureisen. Ein Fünftel aller erwischten illegalen Migranten stammte aus Afghanistan, es folgten Kosovaren, Pakistaner und Türken.

Die Zahl der Asylanträge ist unterdessen leicht gestiegen: Heuer in den ersten drei Monaten gab es insgesamt 292 Asylanträge, in der gleichen Vorjahresperiode 238.

Im Gesamtjahr 2017 wurden an kroatischen Grenzen insgesamt 2.967 illegale Migranten erwischt. Davon wurden 1.149 an der kroatisch-slowenischen Grenze gestoppt, zeigt die Statistik. In diesem Frühjahr erwartet die Polizei, dass sechs Gespanschaften (ähnlich wie Bundesländer) in Zentralkroatien, die an der Grenze zu Serbien und zu Bosnien liegen, besonders von illegalen Grenzübertritten betroffen sein könnten. Kroatien bleibt laut den dortigen Behörden nach wie vor überwiegend ein Transitland für Migranten und Flüchtlinge, die in den Westen wollen.

Während die slowenische Innenministerin Vesna Györkös Znidar bereits vor der Öffnung einer neuen Migrantenroute über den Nordwesten Bosniens warnt, lehnen kroatische Behörden diese Behauptungen laut früheren Medienberichten ab.

Aus dem bosnischen Kanton Una-Sana im Nordwesten des Landes führt Berichten zufolge der Weg über die kroatische Gespanschaft Karlovac nach Slowenien. Von der bosnischen Velika Kladusa bis zur slowenischen Schengengrenze sind es nur etwa 70 Kilometer. Wie die Polizeistatistik zeigt, wurden heuer im ersten Quartal in der Gespanschaft Karlovac 103 Personen beim illegalen Grenzübertritt erwischt, in der gleichen Vorjahresperiode waren es zwölf, berichtete Hina.

Kroatien gerät zunehmend unter Kritik von internationalen und kroatischen Hilfsorganisationen wegen angeblich inhumanem Umgang der Behörden gegenüber Geflüchteten. Nach Angaben von UNHCR soll Kroatien im Vorjahr mehr als 3.240 Menschen nach Serbien zurückgeschoben haben ohne die Möglichkeit einen Asylantrag zu stellen. Bei der Anzahl der sogenannten Push-Backs, bei denen Grenzgänger ins Land zurückgedrängt werden, aus dem sie gerade gekommen sind, soll das jüngste EU-Mitglied sogar Ungarn übertroffen haben, teilte die kroatische NGO "Are You Syrious" mit.

Kroatische Organisationen kritisieren, dass die Push-Backs eine offizielle Politik Kroatiens seien. Die kroatischen Behörden weisen die Vorwürfe zurück und betonen, sich beim Grenzschutz an kroatische und europäische Regeln zu halten. Kroatien hofft bis Jahresende alle technischen Vorbedingungen für den Schengen-Beitritt zu erfüllen.

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