Putin-Freund Afewerki
Afewerki selbst sorgte zuletzt für Schlagzeilen, als er mit Wladimir Putin eine Militärparade besuchte. Er soll, heißt es in Medienberichten, sogar paramilitärische Schlägertrupps und Spione rekrutiert haben, die unter geflüchteten Oppositionellen Angst und Schrecken verbreiten. In der Schweiz, wo eine besonders große Gruppe Auswanderer lebt, sollen Dolmetscher im Staatsdienst sogar Flüchtlinge bespitzeln und Geld erpressen. Zudem müssen Geflüchtete eine „Disporasteuer“ über zwei Prozent des Einkommens bezahlen, sobald sie sich an eine eritreische Botschaft wenden, um etwa einen Reisepass zu beantragen – sie werden auch gezwungen, eine „Reueerklärung“ zu unterschreiben; eine Bestätigung, dass ihre Flucht eine Straftat war. Die Vertriebenen finanzieren damit an ein Regime, vor dem sie geflohen sind – und kommen sie den Forderungen nicht nach, wird auf die Verwandtschaft zu Hause Druck ausgeübt.
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Die Steuer gilt pikanterweise nicht nur auf das Einkommen aus Arbeit, sondern auch auf Sozialleistungen. Ihre Einhebung kontrolliert die eigens dafür gegründete „Young People“s Front for Democracy and Justice“ (YPFDJ), die auch für Indoktrination zuständig ist: So wird von Auslandseritreern erwartet, dass sie auf Festivals, die von regimenahmen Vereinen organisiert werden, spenden – die YPFDJ wird darum von internationalen Menschrechtsorganisationen als verlängerter Arm des Regimes gesehen.
Wenige Geflüchtete in Österreich
Die Behörden haben europaweit Schwierigkeiten, die verdeckte Steuereintreibung nachzuweisen, weshalb die Bekämpfung nur schleppend vorangeht. Die betroffenen Flüchtlinge trauen sich oft nicht, mit den Behörden zu sprechen – weil sie ja vom eritreischen Regime abhängig sind. In Deutschland wurde zumindest die „Reueerklärung“ für unzulässig erklärt. Flüchtlinge müssen seither nicht mehr in die eritreische Botschaft, um Dokumente zu erhalten – das machen die deutschen Behörden.
Rund ein Fünftel der Eritreer lebt aufgrund der schwierigen politischen Lage mittlerweile im Ausland. In Österreich ist von den Spannungen wenig zu merken, weil hierzulande nur wenige geflüchtete Eritreer leben – 476 waren es laut Statistik Austria mit Anfang 2023. Zum Vergleich: Die Community in der Schweiz umfasst rund 30.000 Menschen, das sind knapp sechs Prozent aller Eritrea-Flüchtlinge weltweit. Etwa gleich viele leben in Schweden. Aufgrund einer immer noch hohen Geburtenrate (3,9 Kinder pro Frau im Jahr 2021) steigt die Einwohnerzahl Eritreas immer noch an. Derzeit leben rund 3,6 Millionen Menschen in dem Land am Horn von Afrika. Viele von ihnen werden wohl auch in Zukunft – sollte sich an der politischen Lage nichts ändern – ins Ausland auswandern. Auch nach Europa.
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