Australien nimmt tausende Syrer zusätzlich auf

Der australische Premier Tony Abbott mit Verteidigungsminister Kevin Andrews und Außenministerin Julie Bishop.
Auch USA erwägen Aufnahme weiterer Menschen.

Angesichts der Massenflucht aus dem Bürgerkriegsland Syrien hat sich die Regierung in Australien zu umfassenden Konsequenzen entschlossen. Sein Land nehme "12.000 Flüchtlinge aus dem Syrien-/Irak-Konflikt" zusätzlich auf, sagte der australische Premierminister Tony Abbott am Mittwoch in Canberra. Diese Zahl komme zu der bereits gewährten Aufnahme von 13.750 Flüchtlingen in diesem Jahr hinzu.

Die Syrer sollten dauerhaft in Australien angesiedelt werden, sagte Abbott. Vor allem Frauen, Kinder und Familien, die verfolgten Minderheiten angehören und in Syriens Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien Zuflucht gesucht hätten, würden aufgenommen.

Australien nimmt tausende Syrer zusätzlich auf
Australian Prime Minister Tony Abbott (3rd L) announces Australia's acceptance of Syrian refugees alongside (L-R) Australian Defence Force Chief Mark Binskin, Defence Minister Kevin Andrews and Foreign Minister Julie Bishop at Parliament House in Canberra, in this September 9, 2015 handout provided by the Office of the Prime Minister. Australia will accept 12,000 refugees from Syria on top of its current humanitarian intake quota, Prime Minister Tony Abbott said on Wednesday, bowing to pressure from an angry opposition, and extend air strikes against Islamic State in Iraq into Syria. REUTERS/Bradley Hunter/Office of the Prime Minister/Handout via Reuters ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. NO SALES

Abbott kündigte überdies an, dass die australische Armee im Kampf gegen die Dschihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) ihre Luftangriffe auf Syrien ausdehne. Australien beteiligt sich bereits im Irak mit sechs Kampfjets und zwei zusätzlichen Maschinen an den Luftangriffen der US-geführten Koalition gegen den IS, der vor gut einem Jahr weite Teile des Irak und Syriens überrannt hatte.

USA erwägen Aufnahme weiterer Menschen

Nach Kritik an der Zurückhaltung der USA angesichts der Flüchtlingskrise in Europa prüft die Regierung von Präsident Barack Obama eine Ausweitung der Hilfen. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte am Dienstag, Washington erwäge "eine Reihe von Ansätzen, um zur Lösung dieser sehr schwierigen Herausforderung beizutragen".

Zu den Überlegungen gehört demnach, mehr finanzielle Mittel für Flüchtlingslager in Jordanien, der Türkei und anderen Nachbarländern Syriens zur Verfügung zu stellen. Auch eine Aufnahme von zusätzlichen Flüchtlingen in den USA sei möglich. Allerdings müsste die Regierung für diese Maßnahmen wahrscheinlich die Zustimmung des Kongresses einholen, wo vor allem die Republikaner Sorgen haben, dass sich IS-Kämpfer unter die Flüchtlinge mischen könnten.

Bisher rund 1.800 Menschen ins Land geholt

Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor mehr als vier Jahren hat die UNO empfohlen, dass die USA 17.000 Flüchtlinge aus dem arabischen Land aufnimmt. Bisher holte die US-Regierung aber nur rund 1.800 ins Land.

Ein Sprecher von Obamas Nationalem Sicherheitsrat, Peter Boogaard, verteidigte die bisherige Reaktion der Vereinigten Staaten auf die humanitäre Krise durch den syrischen Bürgerkrieg. Washington habe bereits mehr als vier Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) an Hilfen mobilisiert - mehr als jedes andere Land.

Ban plant Krisentreffen Ende September

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief unterdessen die Staats- und Regierungschefs in Europa zu einem humanitären Umgang mit den hunderttausenden Flüchtlingen aus Syrien, Irak und anderen Krisenstaaten auf. Ban hob nach Angaben seines Sprechers Stephane Dujarric hervor, dass die "große Mehrheit" der in Europa ankommenden Menschen vor "Krieg und Gewalt" fliehen würden und das "Recht auf Asyl ohne jede Form der Diskriminierung" hätten. Zugleich lobte der UN-Generalsekretär "die inspirierenden Beispiele", die Bürger und die Zivilgesellschaft in Europa mit ihren Hilfsaktionen setzen würden.

Australien nimmt tausende Syrer zusätzlich auf
epa04897395 United Nations Secretary General Ban Ki-moon leaves after a meeting with French President Francois Hollande at the Elysee Palace in Paris, France, 25 August 2015. EPA/YOAN VALAT

Ban telefonierte den Angaben zufolge in den vergangenen Tagen mit Spitzenpolitikern aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Griechenland, Polen, der Slowakei und der Tschechischen Republik über die Flüchtlingskrise. Am Rande der UN-Generaldebatte am 30. September plane der Generalsekretär ein Spitzentreffen zur Flüchtlingspolitik, hieß es. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

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