Firmen in der Ukraine: „Gegangen sind nur eine Handvoll“
Georg Weingartner ist seit neun Monaten in Kiew und als Österreichs Wirtschaftsdelegierter vor Ort Ansprechpartner für Firmen und potenzielle Investoren.
Amerikaner und Europäer suchten in der Westukraine mitten im Krieg schon wieder nach Investitionsmöglichkeiten, berichtet er im Telefonat mit dem KURIER. „Rund 80 Prozent des Landes sind ja bisher vom Krieg verschont geblieben.“
Es gehe dabei um aktuelle Privatisierungsprojekte der Regierung (Häfen, Industrieparks etc.) oder Investments in den Bereichen Tourismus, Agrar, IT und vor allem auch erneuerbare Energien. Daneben gebe es freilich auch Unternehmen, die vom Osten des Landes in den Westen übersiedeln (müssen) oder im Westen ihre Kapazitäten erweitern.
Nach dem Mega-Einbruch der Wirtschaft 2022 um 30 Prozent sei es 2023 mit 5,5 Prozent Wachstum wieder leicht aufwärts gegangen – und das sei nicht nur die Rüstungsindustrie. Für heuer rechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche mit einem Wachstum von drei Prozent. Das sei angesichts der hohen Unsicherheiten „beachtlich“.
Erfreuliche Umfrage
Eine Befragung von 38 österreichischen Unternehmen (von rund 200 namhaften Niederlassungen im Land) habe ergeben, dass ein Großteil der Firmen, die vor dem Angriff Russlands bereits in der Ukraine tätig waren, nach wie vor im Lande sind. Weingartner: „Ihr Engagement zurückgefahren haben vielleicht fünf Prozent der Firmen. Wirklich gegangen sind nur eine Handvoll.“
Kriegsbedingt eingebrochen sind die österreichischen Exporte in die Ukraine. In den ersten elf Monaten 2023 stiegen sie aber wieder um 23 Prozent. Geliefert werden Anlagen und Medizin-Produkte.
Strom- und Internetausfälle machen in der Ukraine bereits weniger Probleme. „Offenbar haben die Unternehmen nach zwei Jahren gelernt, mit der schwierigen Situation umzugehen.“
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