Feuerkraft auf Rädern: Was die neuen Panzer für die Ukraine können
Nachdem man sich monatelang gegen die Forderung Kiews nach Panzern gewehrt hat, um den zunehmend eingegrabenen russischen Streitkräften entlang der langen Süd- und Ostfront entgegentreten zu können, sind die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten nun bereit, der Ukraine eine Reihe von gepanzerten Kampffahrzeugen zu liefern.
Der französische AMX 10 RC
Noch ist ungewiss, wann er in der Ukraine in den Einsatz geht – doch klar ist: Frankreich wird der Ukraine einige Exemplare des Spähpanzers „AMX 10 RC“ liefern. Von einem Kampfpanzer zu sprechen, wäre zu hoch gegriffen, zudem wird das seit den frühen 80er-Jahren im Einsatz befindliche Gefährt derzeit bei den französischen Streitkräften ausgemustert – doch vor allem die 105-Millimeter-Kanone des Radpanzers dürfte die Feuerkraft der ukrainischen Streitkräfte erhöhen.
Ihre Munition hat eine Mündungsgeschwindigkeit von 1.400 Metern pro Sekunde und durchschlägt ein klassisches Panzerziel auf eine Entfernung von 2.000 Metern. Der AMX 10 RC ist unter anderem bei der französischen Fremdenlegion seit 1981 im Einsatz und hat sich seither in allen größeren Konflikten Frankreichs (Tschad, Mali, etc.) bewährt. Für die Operation Dessert Storm, die Rückeroberung Kuwaits im Jahr 1991, wurden einige AMX-10RC-Fahrzeuge mit einer zusätzlichen passiven Panzerung an der Front ausgestattet und ein Panzerabwehr-Lenkwaffen-Täuschkörpersystem an der vorderen linken Seite des Turms montiert, seither wurde das Gerät einige Male kampfwertgesteigert und modernisiert.
Neben der Kanone verfügt der etwa 17 Tonnen schwere AMX 10 RC über zwei 7,62mm-Maschinengewehre – sein Vorteil ist, dass er als Radpanzer verhältnismäßig leise ist und eine Geschwindigkeit von bis zu 85 Kilometern pro Stunde erreichen kann.
In den kommenden Wochen dürften die ersten ukrainischen Soldaten auf dem Panzer ausgebildet werden.
Der US-Schützenpanzer „Bradley“
Die USA werden indes gepanzerte Kettenfahrzeuge liefern. US-Präsident Joe Biden bejahte am Mittwoch die Frage eines Reporters, ob die Lieferung der Schützenpanzer „Bradley“ an die Ukraine von der Regierung erwogen werde. Er nannte keine Einzelheiten. Damit blieb zunächst unklar, welche Modellvariante des „Bradley“ für Kiew in Frage käme.
Der Bradley ist zwar technisch gesehen kein Panzer, würde aber eine erhebliche Verbesserung für den Transport ukrainischen Bodentruppen darstellen. Er wiegt etwa 28 Tonnen, fährt auf panzerähnlichen Ketten und bietet Platz für eine dreiköpfige Besatzung mit bis zu sechs zusätzlichen Soldaten. Die Vereinigten Staaten verfügen über Tausende dieser Fahrzeuge, und die Lieferung einer nicht näher bezeichneten Anzahl an die Ukraine würde die US-Bestände nicht schmälern.
Der Bradley, benannt nach General Omar Bradley, einem hochrangigen US-Kommandeur im Zweiten Weltkrieg, ist schwer gepanzert und mit einer Reihe anderer Waffen ausgestattet, darunter einer 25-mm-Maschinenkanone und einem M240-Maschinengewehr. Er ist für eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Kilometer pro Stunde ausgelegt.
Damit wird der Forderung Kiews nach „echten Kampfpanzern“ nicht stattgegeben. Zum Vergleich: Ein Kampfpanzer Leopard 2A7 bringt bei vollem Gefechtsgewicht mehr als 60 Tonnen auf die Waage und verfügt über ein 120-Millimeter-Geschütz.
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