Lange hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij darum gebeten - nun soll die erste "Patriot"-Batterie (bis zu acht fahrbare Startrampen mit jeweils vier Abwehrraketen) an Kiew geliefert werden. Das Flugabwehrraketensystem kann bis zu fünfzig Ziele erfassen, fünf gleichzeitig bekämpfen und gilt als eines der Besten seiner Art.
Vor allem gegen feindliche Kampfjets, ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen in einer Entfernung zwischen 35 und 160 Kilometern ist das Patriot-System wirksam. Doch bringt die Lieferung dieses Systems nun die Wende im Kampf gegen Russlands Schläge gegen die ukrainische Energie-Infrastruktur? „Es ist anzunehmen, dass diese erste Batterie in Kiew stationiert wird, um die Stadt und ihre Energieversorgung zu schützen“, sagt der Ukraine-Experte und Oberst des Generalstabsdienstes, Markus Reisner, zum KURIER.
„Allerdings ist das System nicht für die Luftverteidigung auf kurze Distanz geeignet.“ Auch gegen die iranischen Shahed-136-Drohnen sei es nicht die beste Waffe, da Radarsysteme die Drohnen nur schwer erkennen. Patriot-Batterien müssten zudem stark geschützt werden – etwa durch den deutschen Flugabwehrpanzer Gepard.
Ein Vorteil für die Ukraine ist, dass die neuen Waffen wie das Patriot-System häufig weit moderner als die Systeme der ukrainischen Streitkräfte sind, die häufig noch aus dem Kalten Krieg stammen. Bisher hatte man vor allem alte S-300 Luftabwehrsysteme geliefert – für die gibt es fast keinen Nachschub mehr. „Dieses Problem wird sich bei den Patriot-Raketen so nicht stellen“, sagt Reisner.
Allerdings sind sowohl Munition als auch die einzelnen Batterien extrem kostspielig: Fünf bis zehn Patriot-Batterien wären notwendig, um die größten ukrainischen Städte sowie die wichtigsten Punkte der kritischen Infrastruktur ausreichend zu schützen. Die Kosten liegen US-Experten zufolge bei etwa zehn Milliarden Euro.
Dass das Abwehrsystem in diesem Winter noch viel zum Schutz der ukrainischen Energie-Infrastruktur beiträgt, ist unwahrscheinlich. Eine einzige Patriot-Batterie wird in der Regel von 90 Soldaten bedient, die allesamt eine komplizierte und monatelange Ausbildung durchlaufen haben müssen. Wahrscheinlich ist, dass ukrainische Streitkräfte – wie auch schon bei anderen Waffensystemen praktiziert – in Drittstaaten ausgebildet werden.
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