Erdoğans Erzfeind ist tot: Wer war Fethullah Gülen?

Erdoğans Erzfeind ist tot: Wer war Fethullah Gülen?
Kaum jemand war in der jüngeren Geschichte der Türkei so umstritten wie der islamische Prediger. Nun ist der 83-Jährige im Exil in den USA gestorben.

Für die einen hat er den Islam revolutioniert, andere hielten ihn für einen Terroristen und Sektenführer: Der schon länger gesundheitlich angeschlagene Prediger Fethullah Gülen ist am Sonntag 83-jährig in einem Krankenhaus in den USA gestorben, wo er bereits seit 1999 im damals selbstgewählten Exil in Pennsylvania lebte.

Spätestens seit dem Putschversuch 2016, bei dem in einer Julinacht in Ankara und Istanbul mehr als 250 Menschen starben und rund 2.000 verletzt wurden, war Gülen einer der umstrittensten Persönlichkeiten in der Türkei.

Denn Präsident Recep Tayyip Erdoğan zufolge steckte die bis dahin einflussreiche religiöse Gülen-Bewegung Hizmet („Dienst“) hinter den stundenlangen Gefechten zwischen Teilen des Militärs und regierungstreuen Sicherheitskräften, im Zuge derer auch Panzer und Kampfjets zum Einsatz kamen. Gülen selbst bestritt stets jegliche Verstrickung.

Von Verbündeten zu Feinden

Dabei galten Gülen und Erdoğan über viele Jahre als Verbündete, Gülen soll einst sogar eine Art Mentor für Erdoğan gewesen sein. 2002, als Erdoğans AKP an die Macht kam, ging sie eine informelle Koalition mit Gülens Bewegung ein. 

2013 brachen die beiden jedoch miteinander, als ein heftiger Skandal die türkische Politik erschütterte: Staatsanwälte, die Gülen nahe gestanden sein sollen, leiteten gegen gleich mehrere Politiker und Geschäftsleute aus Erdoğans Umfeld Korruptionsermittlungen ein.

In der Türkei wurde die Gülen-Bewegung daraufhin als Terrororganisation eingestuft. Zuvor betrieb sie im Inland Hunderte Bildungseinrichtungen und Wohnheime. Auch zahlreiche Firmen und Medien wiesen Verbindungen zur Hizmet auf - Journalisten warnten schon früh vor einer Sekte, die den Staat unterwandern wolle.

Hizmet-Gemeinschaft auch in Österreich

Im Ausland ist die Bewegung über Organisationen und auch Schulen weiterhin tätig – in Österreich gibt es ebenfalls eine „Hizmet-Gemeinschaft“. 2014 erließ die Türkei einen Haftbefehl gegen Gülen, 2017 wurde ihm die Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Türkei forderte zudem regelmäßig vom Ausland die Auslieferung Gülens und seiner Anhänger.

Mit Gülen ist einer der größten, wenn nicht gar der größte, Widersacher Erdoğans gestorben. Er stand für einen traditionellen Islam, der die Bildung in Geistes- und Naturwissenschaften befürwortete. Nach außen hin habe er stets eine moderate Form der Religion geprägt, nach innen aber seien seine Vorstellungen zutiefst konservativ gewesen, sagen Kritiker. 

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