Stromnetze sind nicht ganz einfach zu verstehen. Wesentlich ist, dass es immer gleich viel Strom-Produktion wie Strom-Verbrauch geben muss, sonst geht das Licht aus. In Kontinentaleuropa haben wir das mit Abstand größte Stromnetz der Welt, von Portugal bis in die Türkei, das synchron arbeitet und auch deshalb ein Garant für Stabilität ist, weil innerhalb des Netzes Störungen rasch ausgeglichen werden können.
Der letzte echte Blackout war im Jahr 2006, zwei Stunden lang am Abend.
Deshalb hat unser Strom aus der Steckdose kein „Mascherl“, man kann nicht beantworten, aus welchem Kraftwerk der Strom stammt, den wir beziehen. Die EU-Stromproduktion der vergangenen zehn Jahre zeigt: Die Erneuerbaren (Wasser, Wind, Sonne, Biomasse) legen seit Jahren zu, die Kohlekraft nimmt ab, die Atomkraft bleibt auf einem stabilen Niveau, Gaskraft spielt jedenfalls eine Rolle.
Der Stromkunde kann aber beeinflussen, wem er sein Geld gibt, denn die Stromanbieter müssen ausweisen, wie sie ihren Strom erzeugen.
Nun geht es in Europa um ein erzwungenes Ende von fossilen Energieträgern als Klimaschutzmaßnahme, in Europa sind das vor allem Erdgas und Kohlekraft. Bis 2050 sollen diese verschwinden. Aber Atomkraft?
Sobald ein Atomkraftwerk einmal steht und Energie erzeugt, fallen dabei keine Treibhausgase an. Das ist das wesentliche Argument der Befürworter der Atomkraft beim Klimaschutz.
Allerdings darf man da weder die CO2-Emissionen beim Bau von AKW einrechnen (Zement ist sehr CO2-intensiv) noch den Abbau und Transport der Kernbrennstoffe und auch nicht das Problem des Atommülls. Aber würde ein EU-Stromnetz auch ohne Atomkraft noch stabil sein?„Selbstverständlich, prinzipiell ist das kein Problem“, sagt der Forscher Günter Getzinger von der TU-Graz.
„Würden Staaten wie Frankreich, die viel Atomstrom produzieren, so ein ambitioniertes Erneuerbaren-Ausbaugesetz beschließen wie Deutschland oder Österreich und das auch ernst nehmen, wäre ein Umstieg in den nächsten dreißig Jahren ohne Weiteres machbar.“ Was fehle, sei überall der politische Wille. Das Potenzial zur Produktion von ausreichend Strom aus Solar- und Windenergie sei auch in Frankreich gegeben.
Getzinger, er leitet die „Science, Technology and Society Unit“ der TU Graz, fürchtet auch in der Zukunft keine Instabilitäten durch „Dunkelflauten“ – bis dahin seien mehr als ausreichend Speicher vorhanden. Die neuen Batterietechnologien würden sich rasant entwickeln, noch in diesem Jahrzehnt, schätzt der Experte, sei das kein Problem mehr. Und auch die Ressourcen dafür wären in ausreichender Menge vorhanden. „Lithium ist ein Massenrohstoff.“
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