Geboren wurde Gustavo Petro 1960 als Sohn von Bauern im nördlichen Departement Cordoba – wenige Jahre, bevor der blutige Konflikt zwischen marxistischen Rebellen, Regierungstruppen und rechten Paramilitärs ausbrach. In den 1970ern zog die Familie nach Zipaquira nahe Bogota im Landesinneren. Dort erlangte Petro einen Uni-Abschluss als Volkswirt. Ab 1980 arbeitete er für die Stadtverwaltung von Zipaquira.
"Doppelleben"
Parallel dazu ging Petro einer zweiten Beschäftigung nach, er führte „gewissermaßen ein Doppelleben“, wie es die Deutsche Welle nennt. Als „Coronel Aureliano“ engagierte sich Petro in der linken Rebellenorganisation Movimiento 19 de Abril (Bewegung 19. April), der er sich mit 17 Jahren angeschlossen hatte.
M-19, wie die Gruppe kurz genannt wurde, verübte Entführungen, Morde und Angriffe auf Einrichtungen des Militärs und der Polizei. Petro wurde 1985 wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen und war für eineinhalb Jahre in Haft.
1990 legte die M-19 die Waffen nieder und wurde zur Partei, für die Petro ins Parlament einzog. Nach einem Intermezzo als Diplomat in Belgien war er neuerlich Abgeordneter, später Senator.
Bekannt wurde Petro, als er Verbindungen des damaligen Präsidenten Alvaro Uribe (2002 bis 2010)mit der rechten Terrororganisation AUC aufdeckte.
2010 und 2018 trat Petro bei Präsidentenwahlen an, von 2012 bis 2015 war er Bürgermeister von Bogota. Als solcher unterstützte der fünffache Vater besonders Frauen und ärmere Bevölkerungsschichten.
"Keine Enteignungen"
Das machte auch außerhalb der Hauptstadt Eindruck bei Armen und Benachteiligten, von denen es in Kolumbien nach wie vor viele gibt. „Von Präsident Petro erhoffen wir, dass er das Land wirklich verändert“, zitierte die ARD eine Wählerin. „Bisher hat er seine Versprechen immer gehalten.“
Und davon gibt es viele. Mit seiner Stellvertreterin Francia Marquez, der ersten Schwarzen im Vizepräsidenten-Amt, strebt Petro eine Bodenreform an, bei der vor allem Frauen Land erhalten sollen. Zudem verspricht er ein einheitliches, kostenloses Gesundheitssystem, eine höhere Besteuerung von Unternehmen und die Abschaffung der Wehrpflicht.
Mit dem Klassenkampf der M-19 habe er nichts mehr am Hut, bemüht sich Petro dabei zu versichern und gelobte unter Eid, dass es keine Enteignungen geben werde. „Kolumbien braucht keinen Sozialismus, sondern Demokratie“, sagte er mit Blick auf andere links-regierte Länder in Lateinamerika, deren Politik für viele Wähler abschreckend wirkt.
Beziehungen zu den USA
So richtig überzeugt, dass aus dem revolutionären Guerillero ein Staatsmann geworden ist, sind Petros Kritiker und seine Gegner im konservativen Lager dennoch nicht. Sie weisen darauf hin, dass viele Verbrechen der M-19 bis heute nicht aufgearbeitet wurden, an denen auch Petro beteiligt gewesen sein könnte.
Sorgen bereitet zudem, wie sich das traditionell enge Verhältnis Kolumbiens zu den USA entwickeln wird. Petro gilt als USA-Kritiker und Russlandfreund, weshalb er scherzhaft „Petrovsky“ genannt wird.
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