EU-Lateinamerikagipfel: "Wir sollten unsere Partner nicht belehren"

Eine Schneise der Zerstörung zieht sich durch den brasilianischen Regenwald
Die EU will Allianzen mit Lateinamerika schmieden, um Chinas Einfluss zu begrenzen. Doch es hakt. Einen Durchbruch beim Mercosur-Deal erwartet David McAllister, Chefaußenpolitiker im EU-Parlament, auch heute nicht.

War da was? Genau – Lateinamerika!

Europa muss neue  geopolitische Allianzen schmieden, als Folge von Russlands Krieg gegen die Ukraine und Chinas immer größerer Dominanz. Da bietet sich Lateinamerika, dem Europa jahrelang kaum Beachtung schenkte, als möglicher Partner an.

Am Montag und Dienstag findet in Brüssel ein großer EU-Lateinamerikagipfel statt. Dass dort nicht alles friktionsfrei laufen wird, erwartet auch David McAllister.

Der Chef des außenpolitischen Ausschusses im EU-Parlament und ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen (CDU) im KURIER-Interview

KURIER: Europa hat Latein- und Südamerika lange links liegen lassen – während China seinen Einfluss massiv ausgebaut hat. Kann Europa da wieder aufholen?

David McAllister: Aufgrund der verschiedenen Krisen – von der Finanzkrise bis zur Pandemie – haben wir Lateinamerika und der Karibik tatsächlich nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Damit die EU künftig als wertvoller Partner dieser Region wahrgenommen wird, muss sie vor Ort einen konkreten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert schaffen.

Hier sind wir auf einem guten Weg: Wir haben bereits Ende 2022 ein fortgeschrittenes Rahmenabkommen mit Chile abgeschlossen, unser Handelsabkommen mit Mexiko modernisiert und im Mai ein Assoziierungsabkommen mit den zentralamerikanischen Staaten unterzeichnet. Dieses Momentum sollten wir nun für einen baldigen Abschluss des Mercosur-Abkommens nutzen.

Aber das steckt doch sowohl in Europa als auch in Lateinamerika fest - und das nach 20 Jahren Verhandlungen...

Die EU hat vor einiger Zeit mit einem Zusatzbrief („side letter“) auf die massive Abholzung des Amazonas-Regenwaldes durch die vorherige brasilianische Regierung reagiert.  Diese Forderung nach zusätzlichen Umweltgarantien hat Präsident Lula öffentlich zurückgewiesen.

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