Erster Todestag der Queen: Zu Besuch im Buckingham Palace
Es ist einer der Momente, die man nicht vergisst: Als die tiefe Stimme von Fernsehmoderator Huw Edwards am Abend des 8. September über den Tod von Königin Elizabeth informierte. Selbst im 8.700 Kilometer entfernten Mexiko hat es Erika Sosa so sehr berührt, dass sie für die Begräbniszeremonie zwei Wochen später um vier Uhr morgens aufstand. „Wegen der Zeitverschiebung. Aber ich wollte keine Minute verpassen“, sagt sie, während sie vor der Mauer des Buckingham Palace wartet. „Ich bin ein großer Fan der Königin.“ Obwohl es mittlerweile einen neuen König gibt, ist klar, wen sie meint.
Und er hat es nicht leicht, der neue König.
Charles' Popularität ist „nicht mit der seiner Mutter vergleichbar“, erklärte der königliche Biograf Tom Bower bereits anlässlich der Krönung. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt auf, dass nur jeder Fünfte eine „sehr gute“ Meinung über die Monarchie hat; vor einem Jahr waren es noch 31 Prozent. „Das bedeutet langfristig Ärger für die Royals“, meint Graham Smith, Chef der NGO Republic, die sich für die Abschaffung der Monarchie einsetzt.
Vor dem Buckingham Palace ist von diesem Meinungsabfall nichts zu erkennen. Groß ist der Andrang jener, die sich ein Ticket in den Palast sichern konnten. Sosa wird gedeutet, sie soll vortreten. An ausgewählten Tagen von Mitte Juli bis September öffnet der Buckingham Palace 19 Staatsräume für Besucher. Eine Öffnung, die Königin Elizabeth 1992 initiierte. Nach dem verheerenden Brand im Schloss Windsor sollte auf diesem Weg geholfen werden, die notwendigen 42 Millionen Euro für die Restaurierung aufzutreiben.
Vor dem Buckingham Palace ist von diesem Meinungsabfall nichts zu erkennen. Groß ist der Andrang jener, die sich ein Ticket in den Palast sichern konnten. Sosa wird gedeutet, sie soll vortreten. An ausgewählten Tagen von Mitte Juli bis September öffnet der Buckingham Palace 19 Staatsräume für Besucher. Eine Öffnung, die Königin Elizabeth 1992 initiierte. Nach dem verheerenden Brand im Schloss Windsor sollte auf diesem Weg geholfen werden, die notwendigen 42 Millionen Euro für die Restaurierung aufzutreiben.
Blumen und Sandwiches
Sosa hat den Palast vergangenes Jahr so oft in den Medien gesehen; die Berge an Blumensträußen in den umliegenden Parks, die Dankeskarten, die Stofftiere und – weil die Königin im Überraschungssketch mit Paddington Bär zum Platinjubiläum verraten hatte, dass sie stets ein „Marmeladensandwich für Notfälle“ bei sich trage – so viele Marmeladensandwiches, dass die Gartenverwaltung eingreifen musste. Jedenfalls war Sosa bei dieser Geschäftsreise, ausgerechnet zum Jahrestag, klar, welchen Ort sie besuchen wollte .
Im weißen, provisorischen Zelt werden sie und die anderen Wartenden wiederholt daran erinnert, im Palast „Keine Fotos!“ zu machen, und dass Rucksäcke – egal wie groß oder schwer – in der Hand zu tragen sind. Derweil lächelt von Fotografien an den Zeltwänden überlebensgroß der neue Hausherr: König Charles III.
Die Monarchie pausiert nicht. Auf Huw Edwards’ Satz „Die Königin starb friedlich“ folgte ohne Zögern der nächste: „Der König, das ist Charles, und Königin Camilla werden heute Abend in Balmoral bleiben.“
Dort ist König Charles auch dieser Tage anzutreffen. Er verbringt den Todestag seiner Mutter, der zeitgleich ja auch Jahrestag seiner Thronbesteigung ist, zurückgezogen im schottischen Schloss und führt damit eine Tradition seiner Mutter fort. Sie verbrachte ihren Antrittstag und den Todestag ihres Vaters König George, den 6. Februar, auf ihrem Landsitz Sandringham in Norfolk, wo er verstorben war; es sind die zwei einzigen Anwesen im Privatbesitz der Königsfamilie. Die Sicherheitskontrolle überstanden, geht es für die Besucher in den Innenhof. Groß ist der Reiz, das Handy zu zücken, denn vor einem präsentiert sich jene drei Tonnen schwere Goldkutsche, in der König Charles im Mai zur Westminster Abbey geführt wurde. Mit drei Metern, verrät Kuratorin Sally Goodsir im Audioguide, ist sie etwas höher als gewöhnliche Kutschen, damit das Volk einen besseren Blick auf den Monarchen erhaschen kann.
Das Gold zieht sich dann durch die Räumlichkeiten; überraschend hell wirkt die Große Treppe, über die schon Eleanor Roosevelt, Sophia Loren oder Michelle Obama schritten und durch die es hinauf zum Thronsaal geht. Ein wenig surreal ist es, Räume zu sehen, die man als Hintergründe berühmter Fotografien kennt. Man sieht den roten Thronstuhl, neu aufgepolstert, die Initialen von der Royal School of Needlework neu gestickt. Doch auch wenn das ER (Elizabeth Regina) verschwunden ist, den Besuchern ist die frühere Königin mehr als präsent „Hier hat also Elizabeth gelebt, ja“?, fragt eine amerikanische Touristin und der Guide nickt zögerlich. „Früher schon, später nicht mehr so viel.“
Partys im Garten
Die Briten Gavin und Liz haben sie vor vier Jahren hier sogar getroffen, bei einer der Gartenpartys. Königin Victoria hat diese etabliert, als Dank für ihre Dienste, wurden Ausgewählte zu Tee, Kuchen und Sandwich geladen.
Den ersten Blick auf den Garten erhascht man im State Dining Room. So ausladend ist die Grünfläche, dass man dem opulent gedeckt Tisch zunächst kaum Beachtung schenkt. Mit 17 Hektar ist es der größte private Stadtgarten. Wer dort zur Party geladen ist, muss um Punkt drei Uhr erscheinen und darf auf dem penibelst gepflegten Rasen wandeln. Es war ein besonderer Moment, erinnert sich Gavin. „Man fühlt sich geehrt.“ Unter Elizabeth II sind rund 30.000 Gäste pro Jahr eingeladen worden. Ob der neue König ebenso viele Feste gibt, wird sich zeigen.
Seine ersten Zeichen als Hausherr hat er gesetzt. Die Temperatur des Pools soll aus Umweltgründen heruntergekühlt worden sein. Und im Park hat er als Andenken an seine Mutter eine Linde gepflanzt. Nach dem Pflanzen habe er ein Blatt geschüttelt und dem Baum viel Glück gewünscht, verrät Guide Julia. Das mache er stets so.
Erika Sosa schlendert unterdessen zum Souvenirshop. Dort ist sie ein bisschen enttäuscht. „Ich hätte mir erhofft, dass es ein bisschen mehr über die Königin gibt.“ Sie meint einmal mehr Elizabeth, nicht Camilla.
Aber dann wird sie doch fündig: Ein Plüsch-Corgi; eine Erinnerung an die ständigen Begleiter der früheren Königin.
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