Und er muss sich Kritik gefallen lassen. Mit 432 Tonnen war er mit seiner Frau Camilla 2019 der Royal mit höchstem CO₂-Fußabdruck. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Brite verbraucht zehn Tonnen pro Jahr.
Sein Auto fährt mit Weißwein
Und doch kann sein jahrelanges Engagement nicht negiert werden: Sein Garten in Highgrove ist seit 1994 bio-zertifiziert; die Produkte werden bei der Supermarktkette Waitrose als „Duchy Organic“ verkauft. Im Frühling 2021 pflanzte er den ersten Baum für die Initiative „Queen’s Green Canopy“ (deutsch „Grüner Baldachin der Königin“), unter der mittlerweile mehr als eine Million Bäume gesetzt wurden. Und sein Aston Martin fährt mit überflüssigem Weißwein und Molke.
Wie lautet also das Urteil jener, die mit ihm gearbeitet haben? Der KURIER hat sich bei vier landwirtschaftlichen Unternehmern umgehört. Kate Mobbs-Morgan erinnert sich gut an den Tag vor drei Jahren, als Charles anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums als Prinz von Wales nach Cardiff kam und zu den Pferde-Holzfällern fuhr. „Es war so ein spezieller Tag für ihn und dann wollte er uns sehen. Das sagt einiges.“
Das Abtransportieren gefällter Bäume mit Zugpferden kommt in England auf unwegsamem Gelände oder auf sensiblen Grundstücken zum Einsatz. Derzeit bearbeitet Mobbs-Morgan mit ihren Ardennais-Hengsten Kipp und Quin ein Grundstück, auf dem eine römische Villa gestanden sein soll.
Charles, seit acht Jahren Patron der Pferde-Holzfäller, war beim Treffen äußerst interessiert. „Man spürt seine Liebe für Landwirtschaft, die Natur. Er hat sich nach den Pferden erkundigt, die richtigen Fragen gestellt.“ Zum gleichen Urteil kam Catherine Mead, Chefin der Käserei „Lynher Dairies“ in Cornwall.
Sie bekam vergangenen März Besuch vom damaligen Prinz Charles, der auch Patron der Käsespezialisten ist. „Er hat eine große Leidenschaft für Käse, aber trotzdem: Dass ein Mann mit so vielen Terminen zu derart verschiedenen Themen in unserem Gebiet so bewandert ist, dass ihm unsere Probleme so bewusst sind, das ist beeindruckend.“ Durchkosten durfte sich Charles auch: „Sein Favorit war der Cornish Kern. Das ist unser stärkster, am längsten gereifter Käse.“
"Hat er weiter für uns Zeit?"
Mead wartet mit angehaltenem Atem, ob Charles als König weiter Patron bleiben wird. Insgesamt ist er Vorsitzender, Präsident oder Mitglied von mehr als 800 NGOs oder Vereinen. „Als König ist er nun ja noch einmal viel beschäftigter. Wer weiß, ob er weiter für uns Zeit hat.“
Die Britin Polly Gibb hat dafür bereits Pläne. Als Vorsitzende des Vereins „Women in Rural Enterprises“ macht sie sich seit 20 Jahren für Frauen in ländlichen Betrieben stark. Ein Engagement, das dem König schnell auffiel. Zunächst wurde sie von seinem Team kontaktiert, später kam die Anfrage, ob sie einen Workshop für Frauen auf seinen Ländereien halten könnte. Das Programm endete mit einem feierlichen Mittagessen, zu dem der Prinz einlud. „Ich war beeindruckt, wie viel Zeit er sich für uns nahm, wie gesellig er war und welch guten Sinn für Humor er hatte.“
Förderung für Bäuerinnen
Ihr aktueller Fokus ist es, junge Menschen in die Landwirtschaft zu bringen. „Ich habe gerade einen Schulungskurs für Menschen in dieser Situation durchgeführt, die voller Ideen stecken und verzweifelt nach Land suchen. Viele von ihnen sind junge Frauen, und das liegt daran, dass selbst dort, wo Mädchen in einen Bauernhof hineingeboren werden, in der Regel der Sohn als Landwirt bevorzugt wird.“
Dieser Industriezweig müsse sich dringend ändern, um die Umweltauswirkungen zu verringern, und jungen Menschen seien die Macher des Wandels. „Ich überlege, ob ich mich an den neuen Prinzen von Wales (Prinz William, Anm.) wenden und ihn fragen soll, ob er mit mir zusammenarbeiten möchte.“
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