"In Särgen zurückschicken": Erdoğan nutzt Christchurch-Video für Wahlkampf

Der türkische Präsident spielte das Video bei Wahlkampfauftritten ab, drohte Australien und Neuseeland.

Um die weitere Verbreitung des Videos vom Christchurch-Attentat zu unterbinden, appellierte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern am Dienstag an Facebook und Google. In ihrer Rede verlangte sie von den großen Internet-Konzernen, ihrer moralischen Verantwortung gerecht zu werden und die Verbreitung solcher Videos zu verhindern. "Das darf kein Fall sein, in dem es allein um Profit geht, nicht um Verantwortung." Doch der türkische Präsident zeigt das Video entgegen der Bemühungen am Wochenende öffentlich bei Wahlkampfkundgebungen. Er präsentierte die Tat dabei als Angriff auf den Islam und die Türkei im Besonderen, nachdem der Täter in einem Manifest wiederholt der Türkei gedroht hatte.

Aggressive Parolen

„Dies ist nicht eine isolierte Tat, dies ist organisiert“, sagte Erdoğan zudem am Montag bei einer Feier zum Jahrestag der Schlacht von Canakkale im Ersten Weltkrieg, an der auch Zehntausende Australier und Neuseeländer beteiligt waren. Sollten sie die Türkei noch einmal angreifen, werde die Türkei sie „in Särgen zurückschicken“, so wie sie ihre Großväter zurückgeschickt habe, warnte Erdogan. Er verzichtete aber darauf, das Anschlags-Video erneut zu zeigen. Am 31. März finden in der Türkei Bürgermeisterwahlen statt.

Neuseeland hat dieses Verhaten scharf kritisiert. Eine solche Politisierung des Massakers „gefährdet die Zukunft und die Sicherheit der neuseeländischen Bevölkerung und unserer Bürger im Ausland und ist vollkommen unfair“, sagte Außenminister Winston Peters.

Der Vize-Premierminister teilte am Dienstag mit, dass er auf Wunsch der Türkei am Freitag an einem Sondertreffen der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) in Istanbul teilnehmen werde. Peters sagte, er habe sich direkt beim türkischen Vizepräsidenten Fuat Oktay und bei Außenminister Mevlüt Cavusoglu über die Verwendung des Videos beschwert, als diese nach dem Anschlag auf die beiden Moscheen in Christchurch die Stadt besuchten.

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