Entlang der Balkanroute wieder mehr Asylanträge

Ein Flüchtlingslager in Bosnien
Insgesamt aber ist die Zahl der Anträge in der EU im Vorjahr um ein Drittel gesunken. Grund: Grenzsperren wegen Corona

Rund 14.700 Asylanträge gab es im Vorjahr in Österreich – das war knapp ein Zehntel mehr als 2019. Österreich steht damit klar gegen den Trend in den meisten anderen europäischen Staaten: Dort sind die Zahlen deutlich gesunken.

Insgesamt verzeichnete die EU-Asylagentur EASO 2020 in der gesamten EU etwa 485.000 Erstanträge für ein Asylansuchen. Das war laut dem gestern veröffentlichten Jahresbericht der Agentur rund ein Drittel weniger als im Jahr davor.

Die Corona-Bremse

So niedrig waren die Zahlen der Antragsteller, die auf Asyl in Europa hoffen, seit acht Jahren nicht mehr. „Dieser Rückgang kann auf die Covid-19-Restriktionen zurückgeführt werden, die die Bewegungen über die Grenzen und innerhalb der Länder limitiert haben“, heißt es im EASO-Bericht.

Nur entlang der Balkanroute sieht es anders aus: Von Rumänien und Bulgarien über Kroatien und die Slowakei bis nach Österreich – in all diesen Ländern haben im Corona-Jahr 2020 mehr Menschen einen Antrag auf Asyl gestellt. Die höchste Steigerung gab es in Rumänien, dort haben sich die Zahlen innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Ungarns Grenzzäune

Ungarn sticht allerdings heraus. Massive Grenzzäune machen ein Durchkommen für illegale Migranten schwer. Zudem versucht Ungarn auch auf dem Behördenweg alles, damit Menschen erst gar keine Anträge stellen können.

Entlang der Balkanroute wieder mehr Asylanträge

Grenzzaun in Ungarn

Fazit: Nirgendwo in der EU werden so wenige Anträge gestellt wie in Ungarn – einer pro 100.000 Einwohner.

Elende Umstände

Wie kam es zum Anstieg entlang der Balkanroute bis nach Österreich, wo doch der Zustrom von Flüchtlingen und Migranten entlang aller Wege nach Europa gesunken ist?

In den Balkanländern hängen mitunter schon seit Jahren Zigtausende Migranten unter elendsten Umständen in Camps oder wilden Lagern fest.

Viele entschlossen sich deshalb, angesichts geschlossener Grenzen gleich in den EU-Ländern entlang der Balkanroute einen Asylantrag zu stellen. Ein Motiv dürfte dabei auch die Hoffnung auf bessere medizinische Versorgung mitten in der Pandemie gewesen sein.

Das Ziel ist Deutschland

Ziel der Asylsuchenden ist in der Mehrheit der Fälle Deutschland. 122.000 Anträge wurden dort im Vorjahr gezählt. Rund um die 90.000 gab es jeweils in Frankreich und in Spanien.

Bezogen auf Einwohnerzahlen hat im Vorjahr Zypern (840 Anträge auf je 100.000 Einwohner) die meisten Erstansuchen registriert, gefolgt von Malta, Griechenland und Luxemburg.

Die drei Hauptherkunftsländer der Asylwerber waren auch 2020 erneut Syrien, Afghanistan und Venezuela.

Die Mehrheit der Erst-Asylanträge in der Europäischen Union wird abgelehnt.

Fast immer aber gehen die Abgewiesenen in Berufungsinstanzen. Demnach warteten Ende 2020 noch rund 774.000 Menschen auf einen endgültigen Bescheid, ob sie Europa bleiben dürfen oder nicht.

Kommentare