Doch diesmal, bei ihrem dritten Antritt bei den Lokalwahlen, könnte es ihr gelingen, den Konservativen den Gemeinderatssitz wegzuschnappen. 2022, als Neuling, landete ihre Partei auf dem dritten Platz. Vergangenes Jahr trennten sie mit 925 Stimmen nur 75 vom ersten Platz. "Jetzt gilt es, alles zu geben."
Zwei-Parteien-Land im Wanken
Großbritannien ist ein Zwei-Parteien-Land. Das Unterhaus mit den einander zugewandten Sitzreihen ist ein Symbolbild für die Debattenkultur zwischen den konservativen Tories und der arbeiterfreundlichen Labour-Partei. Doch die Frustration der letzten Jahre brachte das alte System ins Wanken. Bei den bevorstehenden Parlamentswahlen werden mehr als 20 Parteien antreten. Eine davon ist jene, der Stacy Hart angehört: Englands einzige feministische Partei, die "Women’s Equality Party".
Während des "Women of the World"-Festivals im März 2015 in London hatte die Journalistin Catherine Mayer spontan eine Partei für die Gleichstellung von Frauen vorgeschlagen. Eigentlich meinte sie nur, dass dies eine gute Idee sei, nicht, dass sie eine gründen würde. Aber als sie nach Hause kam, hatten die sozialen Medien anders entschieden.
Also rief sie Freundin und Kabarettistin Sandi Toksvig an. Toksvig rief: „Aber das ist doch meine Idee!“ Sie hatte das Gleiche beim Finale des Festivals vorstellen wollen. Als die beiden im Juli die Partei anmeldeten, hatten sie in der ersten Stunde 1.300 Mitglieder.
Die Namensfrage
Der Kies knirscht, als Stacy Hart über die Einfahrt zum nächsten Reihenhaus geht. „Für Sie stimmen?“, fragt der ältere Herr, der nur kurz Zeit hat, weil sein Mittagessen wartet. „Na ja, sie sind leidenschaftlich. Und die einzige, die bei uns vorbeikommt. Nur: Wieso sollte ich eine Frauenpartei wählen?“ Es ist ein Kommentar, der öfter fällt.
„Wir haben den Namen debattiert“, sagt WEP-Präsidentin Catherine Mayer. Schließlich würden sie Gleichberechtigung für alle verfolgen. „Aber das tun auch andere. Und wir schauen besonders auf das, was in den Manifesten der anderen Parteien fehlt.“ Gemeint sind: Themen für Frauen.
Lohnschere und Altersarmut
Das ist weiterhin notwendig. Die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern hat sich 2023 auf 14,5 Prozent vergrößert. Fast doppelt so viele berufstätige Mütter wie Väter erwägen, ihren Arbeitsplatz wegen der Belastung durch die Kinderbetreuung aufzugeben. Und 27 Prozent der alleinstehenden Frauen sind im Alter armutsgefährdet, aber nur 23 Prozent der Männer.
Doch nicht nur das: „Wenn es an Vielfalt mangelt“, sagt Catherine Mayer, „sterben die Talente." Was es dann nämlich gebe, sei eine inoffizielle Quote zugunsten männlicher Mittelmäßigkeit.
Männer marschieren mit
Unter den Freiwilligen, die in Basingstoke für Stacy Hart an dem Tag die Werbetrommel rühren, sind also auch einige Männer. Einer davon ist George Kilaiditis.
Wie er zur Partei gekommen ist? „Das war nach dem Tod von Sarah Everard“, sagt er. Der Fall der 33-Jährigen, die von einem Polizisten entführt, vergewaltigt und ermordet wurde, erschütterte 2021 das Land. Die WEP organisierte einen 10-Meilen-Marsch (16 km), dem sich George anschloss. "Danach habe ich gedacht: Ich muss mehr tun.“ Er schnappt sich personalisierte Briefe für die Briefwähler.
Neben ihm studiert Kay Wesley die Liste der Häuser, die sie abklappern wird. Wesley ist nicht nur die allererste Gemeinderätin der Frauenpartei. Im Mai soll sie als erste Bürgermeister der Partei angelobt werden. „Die Grünen haben 20 Jahre gebraucht, um die Regierung zu kommen. Wir schafften es in fünf.“ Ein starkes Zeichen, dass England bereit für Veränderung sei.
Zunächst, im Mai, auf Lokalebene. Und dann, bei den Parlamentswahlen, im ganzen Land.
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