Im Schnitt geben britische Eltern laut der NGO „The Children’s Society“ für die Uniformen ihrer Volksschulkinder 334 Euro, in der Sekundarstufe sogar 491 Euro pro Schuljahr aus. Die meisten Kinder müssen mindestens drei Kleidungsstücke mit Logo besitzen, jeder dritte Schüler fünf und 13 Prozent sogar bis zu sieben, erläutert der Independent.
Nachsitzen wegen fehlendem Logo
Doch immer weniger Eltern können sich das leisten. Die Lebenskostenkrise hat England weiter fest im Griff. Jeder zweite Brite hatte heuer nicht genug Geld für einen Urlaub. Unnötige Kosten werden von der Hälfte der Bevölkerung so gut wie möglich eingespart; die Zahl der Restaurantbesuche geht zurück. Schon im Vorjahr hatte ein Drittel der Eltern damit zu kämpfen, die Kosten für Ausflüge und Uniform aufzutreiben. Die Church Times berichten von einem Schulkind, das nachsitzen musste, weil es einen Pullover ohne Schulabzeichen trug. Die Mutter erklärte, sich keine Uniform leisten zu können: „Unsere Wohnung zu heizen und Essen auf den Tisch zu bringen, hat Vorrang.“
Geoff Barton, Generalsekretär der Lehrergewerkschaft Association of School and College Leaders, fordert, dass Schüler nur noch an den „sichtbarsten“ Teilen der Uniform, etwa dem Blazer, eine Kleidung mit Schullogo tragen sollten. Die landesweite Ungleichheit ist ein Problem: Während einige Schulen von den Eltern immer noch verlangen, dass sie teure Kleidung kaufen, die nur in Fachgeschäften erhältlich ist, kann man in anderen Schulen alles im Supermarkt kaufen. Diese Eltern können die „Uniformpakete“ von Aldi oder Lidl nutzen, die derzeit für rund 5,80 Euro zwei Poloshirts, ein Sweatshirt und eine Hose oder einen Rock anbieten.
Second-Hand-Uniformen
Wer das nicht kann, wird auf erfinderisch. Ruben Wood etwa kauft die Kleidung am Ende des Schuljahres – im Second-Hand-Laden. Und hat die Kosten somit auf 290 Euro für seine zwei Kinder senken können. Eine Maßnahme, die bereits jeder zweite Brite ins Auge fasst.
Die Uniform an sich wird aktuell (noch) nicht infrage gestellt, zu eng ist sie mit der britischen Identität verbunden. Selbst Eltern, die sich die Uniform kaum leisten können, sind zwiegespalten. „Ja, sie sind teuer“, sagt die Mutter Sam, während ihre beiden Kinder mit den Rädern über den Hauptplatz von Kingsbridge sausen. „Aber ich finde Uniformen trotzdem gut. Sie verhindern, dass Kinder gemobbt werden.“ Wenn alle das Gleiche tragen, so der Grundgedanke, kann niemand für seine Kleiderwahl ausgelacht werden. Doch in der Realität ist es dann doch manchmal anders: Kurze Hosen werden ausgetauscht, ausgetretene Schuhe erneuert.
Hilfreich und nervig
Sams neunjährige Tochter Keira freut sich dennoch, wieder in die Schulkleidung zu schlüpfen. Auch wenn das vor allem daran liegt, dass sie dann ihre Freunde wieder sieht.
Der neunjährige Teddy kann auch etwas Gutes an dem Abzeichen finden: „Wenn man sich verirrt, können Erwachsene die Schule anrufen und einem helfen, nach Hause zu kommen.“ Doch ein bisschen genervt ist er doch: „Man muss das ganze Jahr immer die gleiche Farbe tragen.“
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