Ein Ex-Diktator schenkt sich eine Stadt, die niemand braucht

Ein Ex-Diktator schenkt sich eine Stadt, die niemand braucht
Turkmenistan weiht eine „Smart City“ ein. Die dient vor allem dem Personenkult ihres "Beschützers"

Sie könnte eine Smart City sein, die Planer in Silicon Valley erfunden haben: Nur E-Autos dürfen über die funkelnagelneuen Straßen der Stadt Arkadag fahren. Ihre bisher fertiggestellten 336 Häuser, die meisten mit weißem Kunstmarmor verkleidet, spielen alle digitalen und umwelttechnisch neuesten Stückerl, heißt es vonseiten der stolzen Stadtplaner.

Nur: Das soeben mit sehr viel Pomp und Trara frisch eingeweihte Arkadag steht nicht in Kalifornien, sondern im zentralasiatischen Turkmenistan.

Gewidmet ist die auf dem Reißbrett entstandene Kunststadt Ex-Diktator Gurbanguly Berdymukhammedov, auch genannt „Arkadag“ – der „Beschützer“.

Ein Ex-Diktator schenkt sich eine Stadt, die niemand braucht

Der trat zwar im Vorjahr seine Herrschaft über das an Gas reiche, aber ansonsten bitterarme Turkmenistan an seinen Sohn Serdar ab. Doch nach wie vor zieht der 65-jährige ehemalige Zahnarzt und „Vater der Nation“ die Fäden im Land.

Protziges Denkmal

Mit der Stadt Arkadag hat er sich selbst ein protziges Denkmal gesetzt. Sie liegt rund 30 Kilometer von der Hauptstadt Aschgabat entfernt, hat bisher umgerechnet rund 3,3 Milliarden Euro verschlungen und soll im Endausbau bis zu 300.000 Menschen Platz bieten.

Noch aber wohnt in Arkadag kein Mensch – dafür sind die vergoldeten Prunk-Denkmäler und Statuen bereits da. Eines davon stellt das Pferd des damaligen Staatschefs dar; eine der zentralen Straßen in der neuen Stadt wird Ak-Khan-Allee genannt, nach dem Tier, das 2018 ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wurde, weil es auf seinen Hinterhufen 10 Meter in 4,19 Sekunden lief, berichtete das Onlinemedium TurkmenPortal.Mit der Eröffnung Arkadags nährt der turkmenische Ex-Präsident den Kult um seine Person noch weiter. Seit Jahren fließen immer größere Summen des armen zentralasiatischen Staates in überdimensionierte nationale Prestige-Bauprojekte.

Ein Ex-Diktator schenkt sich eine Stadt, die niemand braucht

Vergoldete Denkmäler und Statuen, die die Geschichte des Landes glorifizieren, stehen an jeder Ecke der Hauptstadt. Vor zehn Jahren war diese im Guinnessbuch der Rekorde zum Ort mit der höchsten Dichte an Marmorgebäuden weltweit gekürt worden.

Die meisten der rund 6 Millionen Turkmenen spüren vom Reichtum der Herrscherfamilie nichts. Das BIP pro Kopf beträgt rund 11.200 Euro – jenes in Österreich ist mehr als viermal so hoch.

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