Was bedeutet Raisis Tod für den Iran?

Ein Porträt von Ebrahim Raisi hängt an einem schwarzen Tuch, während eine Frau mit Kopftuch vorbeigeht.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ist bei einem Hubschrauberabsturz gestorben. Was bisher über seinen dramatischen Tod bekannt ist, ob Israel dahinterstecken könnte - und wie es im Iran jetzt weitergeht.

Am Sonntagnachmittag weihte Irans Präsident Ebrahim Raisi noch mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Aliyev an der Grenze zwischen den beiden Ländern lächelnd einen Staudamm ein. Aliyev sah die Zusammenkunft als „wichtiges Kapitel in der Geschichte der iranisch-aserbaidschanischen Beziehungen“, die zuletzt angespannt waren.

In die Geschichte geht das Treffen jedenfalls ein – aber ganz anders, als erwartet: Raisis Hubschrauber ist beim Rückflug nach Teheran abgestürzt, alle Insassen sind tot. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist genau passiert?

Bereits am Sonntag gab es erste Meldungen eines möglichen Absturzes der Präsidentenmaschine, in der sich neben Raisi noch acht weitere Menschen befunden haben dürften. Zu Beginn war noch von einer „harten Landung“ die Rede. Auch Außenminister Hossein Amirabdollahian war an Bord.

Der Hubschrauber ist iranischen Angaben zufolge abgestürzt, als er bei dichtem Nebel ein Berggelände überflog. Nach stundenlanger Suche wurde das Wrack ausfindig gemacht, so ein Regierungsvertreter. Der Hubschrauber sei bei dem Absturz vollständig ausgebrannt.

Wieso ist der Hubschrauber abgestürzt?

Die iranischen Staatsmedien machten schlechtes Wetter für den Absturz verantwortlich. Regen und Schlamm sollen auch die Such- und Rettungsarbeiten erheblich erschwert haben. Offizielle Informationen zur Absturzursache gab es bislang aber nicht.

Eine Rolle gespielt haben könnte auch ein veralteter Zustand des Helikopters. Internationale Sanktionen gegen den Iran erschweren Teheran die Beschaffung von Ersatzteilen. Der Großteil der militärischen Luftflotte stammt aus der Zeit vor der Islamischen Revolution 1979.

Der ehemalige Außenminister des Iran, Mohammad Javad Zarif, machte die USA in einem Interview bereits für den Tod des Präsidenten verantwortlich – „aufgrund ihrer Sanktionen, die den Iran daran hindern, wichtige Luftfahrtteile zu beschaffen.“

Könnte Israel dahinterstecken? 

Der Absturz war noch gar nicht richtig gemeldet, da kamen schon die ersten Spekulationen auf, Irans Erzfeind Israel könnte etwas damit zu tun haben. Diese Vermutung fand nicht nur im Iran Anklang, auch in Israel selbst: Der Auslandsgeheimdienst Mossad wurde in sozialen Medien für seinen vermeintlichen Erfolg sogar bejubelt.

Israel bestreitet jegliche Beteiligung, auch Militärstrategen und Israel-Iran-Experten schließen eine solche weitestgehend aus: Israel habe keinen Grund dafür gehabt, Raisi zu töten. Denn in der iranischen Sicherheits- und Außenpolitik hatte der Präsident kaum etwas zu sagen, mächtigster Mann im Land ist in allen Staatsangelegenheiten der Oberste Führer Ali Khamenei. Zwar galt Raisi als möglicher Nachfolger Khamenei, sicher war das aber nicht.

Wie geht es im Iran jetzt weiter?

Khamenei übertrug Raisis Amtsgeschäfte vorübergehend an Vizepräsident Mohammed Mochber, ein enger Vertrauter des Obersten Führers. Innerhalb von 50 Tagen müssen Neuwahlen stattfinden. Die Regierungsgeschäfte würden nicht unterbrochen, so Khamenei.

Doch die Suche nach einem langfristigen Raisi-Nachfolger dürfte sich als deutlich schwieriger gestalten. Es könnte zu einem heftigen Machtkampf kommen, schrieb etwa Iran-Experte Arash Azizi in der Zeitschrift The Atlantic.

Hamidreza Azizi von der Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik schätzt den Tod Raisis so ein: „Er wird den Wettbewerb zwischen den Hardlinern beeinflussen, aber nicht die strategische Ausrichtung der Islamischen Republik in der Außen- oder Innenpolitik.“

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