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Trump und Assange: Ein kurioses Paar

Trump und Assange: Ein kurioses Paar
Der eine ist der zukünftige Präsident der Vereinigten Staaten, der andere ein Staatsfeind. Vielleicht bald ein ehemaliger Staatsfeind. Zumindest kokettiert das Team um Donald Trump mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Mit dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten dürften auch einige kuriose Allianzen zustande kommen. Eine davon bahnt sich dieser Tage ab: Donald Trump und Julian Assange. Der gewählte Präsident und der Wikileaks-Gründer.

Dabei ist es noch keine sieben Jahre her, da bezeichnete Donald Trump die Veröffentlichungen von Wikileaks als „Schande“ und „finde, es sollte dafür so etwas wie die Todesstrafe geben". Nun scheint er Assange und der Aufdeckerplattform mehr zu glauben als den mächtigen Geheimdiensten der USA. Erst am Mittwoch twitterte Trump: "Julian Assange hat gesagt, ein 14-Jähriger hätte Podesta hacken können." Es geht um einen Cyberangriff auf Clinton während des Wahlkampfs, für die die derzeitige US-Regierung Russland verantwortlich macht.

Trump will das nicht glauben und sucht fieberhaft nach jedem kleinsten Zweifel an der Theorie seiner Geheimdienste – von denen er ohnehin nicht viel hält. Allerdings zugeben zu müssen, Putins Cyberkrieger hätten ihm zum Wahlsieg verholfen, wäre für ihn eine Riesenschande. Da stellt Trump lieber Assanges Meinung über die von CIA und Co.

Unterstützer

Unterstützung erfährt Trump unter anderem von Sarah Palin, die Assange dafür lobt, den Amerikanern mit der Clinton-Enthüllung "die Augen geöffnet zu haben". Und auch New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani hält Wikileaks für "erfrischend", schreibt Spiegel Online.

Vereinzelt gibt es aber auch Kritiker in der Republikanischen Partei. Tom Cotton, Senator aus Arkansas, sagte: "Ich vertraue unseren Geheimdienstbeamten wesentlich mehr als Menschen wie Julian Assange."

Weil ohne Medien nichts mehr geht, schickte FOX-News – ein erzkonservativer TV-Sender mit Nähe zu den Republikanern – ihren Scharfmacher Sean Hannity nach London. Er glaube Assange "jedes Wort", sagte er vor einem Millionenpublikum, als Assange ausschloss, die Russen hätten die Demokraten gehackt.

Aus links wird rechts?

Assange dürfte sich über die neu gewonnene Freundschaft freuen. Immerhin gilt er in den USA spätestens seit 2010 als Staatsfeind. Damals veröffentlichte Wikileaks Videos – das bekannteste ist ein Video mit dem Titel "Collateral Murder", das einen Hubschrauberangriff in Bagdad zeigt – und Dokumente. Geleakt wurden sie damals von Bradley Manning (heute Chelsea Manning), der als Nachrichtenanalyst im Irak stationiert war. Assange inszenierte sich als Kämpfer gegen amerikanische Kriegsverbrechen und wurde zum Held der Linken. Nun ist er der Held der Rechten. Für ihn und sein Image als unabhängiger Kämpfer für Gerechtigkeit ist dies ein Segen.

Er braucht aber auch die Aufmerksamkeit. Denn seit mehr als vier Jahren sitzt der 45-jährige Australier in der Botschaft von Ecuador in London fest. Assange war damals vor einem schwedischen (mittlerweile europäischen) Haftbefehl wegen des Verdachts auf Vergewaltigung in die Botschaft geflüchtet. Er selbst streitet die Vorwürfe ab und glaubt, wenn er von der britischen Polizei festgenommen wird, werde er früher oder später an die USA ausgeliefert. Aber auch die Zeit in der Botschaft könnte für ihn bald ablaufen, denn die Amtszeit seines Asylgebers, der linke Präsident Rafael Correa, endet im Frühjahr. Assange braucht also dringend Freunde. Und wer wäre dafür besser geeignet, als der zukünftige Präsident der USA?

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