Gefängnis-Irrsinn auf der Insel: Trump will Alcatraz wiedereröffnen

FILE PHOTO: The Alcatraz Island is seen in San Francisco Bay in San Francisco, California
Haie, Hochsicherheit, Hollywood-Visionen: US-Präsident Donald Trump plant einen Knast-Neustart vor San Francisco. Kritiker sehen darin ein teures Ablenkungsmanöver.
  • Trump ordnet die Wiedereröffnung und Vergrößerung von Alcatraz für gefährliche Kriminelle an.
  • Alcatraz war 1963 wegen hoher Betriebskosten geschlossen worden und wird nun von Bundesbehörden modernisiert.
  • Trump plant einen 100-Prozent-Zoll auf ausländische Filme als Maßnahme gegen ausländische Einflüsse.

Sie galt als Verbannungsort für die "Schlimmsten der Schlimmen“, für Schwerverbrecher und Ausbrecherkönige: 29 Jahre lang war die US-Gefängnisinsel Alcatraz - eine gute Viertelstunde Bootsfahrt von San Francisco entfernt - Zuchthaus für Schwerverbrecher wie Al Capone, George "Machine Gun“ Kelly, Alvin "Creepy“ Karpis und Robert Stroud, dem legendären Vogelmann. 

Jeder von ihnen hatte eine Nummer für seine nur 1,50 mal 2,70 Meter große Zelle mit den Gittertüren in dem riesigen Stahlbetonbau. Modernste Verriegelungssysteme sollten eine Flucht unmöglich machen. Und dann natürlich die Naturgewalten: Das eiskalte Wasser und die heftigen Gezeiten, die einen Menschen innerhalb von Minuten hinaus auf das offene Meer treiben können.

In den drei Jahrzehnten seines Bestehens löste der Name "Alcatraz“ Angst und Schrecken bei Sträflingen im ganzen Land aus. Am 1. März 1963 verließen die letzten Häftlinge das berüchtigte Hochsicherheitsgefängnis.

Donald Trump will das Rad jetzt komplett zurückdrehen. Der US-Präsident hat das "Bureau of Prisons”, das Justizministerium und das Heimatschutzministerium angewiesen, gemeinsam mit der Bundespolizei FBI ein Konzept zu erarbeiten, um Alcatraz wieder zu einem funktionierenden und "erheblich vergrößerten” Hochsicherheitsgefängnis zu machen. 

Dort sollen seinen Worten nach künftig Amerikas "skrupelloseste und gewalttätigste Straftäter” untergebracht werden. Alcatraz werde wieder "als Symbol für Recht, Ordnung und Gerechtigkeit dienen“, sagte der 78-Jährige in Washington.

Schließung wegen hoher Kosten 

Als der damalige US-Justizminister Robert F. Kennedy im März 1963 die Schließung von Alcatraz befahl, galten die im Vergleich zum Festland immensen Betriebskosten als wichtigster Grund, um die Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco aufzugeben.

Frischwasser, Lebensmittel, Treibstoff, Personal - alles musste während des 1934 begonnenen Knast-Betriebs, den insgesamt knapp 1.600 aber nie mehr als rund 280 Häftlinge gleichzeitig "genossen", eingeschifft werden. Dreimal mehr Kosten als für ein vergleichbares Bundesgefängnis auf dem Festland. Was den Staatshaushalt enorm belastete. 

FILE PHOTO: A visitor to Alcatraz Island's former federal prison leans against a B Block cell in the San Francisco Bay

Auf den Spuren von Al Capone und Machine Gun Kelly: Seit 50 Jahren ist Alcatraz ein Touristen-Magnet

U.S. National Park Service, restoration/cleanup by National Park Maps, Public domain, via Wikimedia Commons

Insel steht unter Naturschutz

Seit 50 Jahren bringt das von kalter Meeresströmung, schroffen Felsen und Haien umgebene Eiland dagegen bis zu 60 Millionen Dollar Einnahmen für den zum Staat gehörenden "National Park Service”. Als Museum, in dem sich Touristen aus der ganzen Welt in feuchter, vom Salzwasser zerfressener Umgebung auf die Spuren von Verbrechergrößen begeben können. Birdwatcher und Ornithologen schätzen die unter Denkmal- und Naturschutz stehende Insel als Brutstätte vieler Vogelarten.

Climate change triggers premature hatching in sea turtles

Die Insel Alcatraz ist ein guter Ort, um Meeresschildkröten zu sichten

Wie Trumps Projekt realisiert werden soll, das nach ersten Schätzungen mehrere Jahre in Anspruch nehmen und Baukosten von 250 bis 300 Millionen Dollar verschlingen würde, während der Republikaner das Budget des zuständigen Justiz-Ministeriums gleichzeitig um Milliardensummen kürzen will, sagte er nicht.

Trumps schlagzeilenträchtiger Einwurf löste umgehend Kopfschütteln aus. Scott Wiener, demokratischer Senator für San Francisco, bezeichnet die Idee als "völlig absurd“ und als jüngstes Beispiel für das "anhaltend gestörte Verhalten“ des Präsidenten. Ein Sprecher von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom zog Trumps Anordnung ins Lächerliche. "Das sieht so aus, als wäre wieder Ablenkungstag in Washington, D.C.“. Hintergrund: In dieser Woche stehen diverse Berichte über die durch Trumps Strafzoll-Politik verschlechterte wirtschaftliche Lage in den USA ins Haus.

Wie Trump auf die Idee kam, wollte er gegenüber Reportern am Weißen Haus nicht erklären. Kritiker spotteten, der Präsident habe womöglich zuvor den Hollywood-Film "The Rock” mit Sean Connery gesehen. 

FILE PHOTO: A copy of John and Clarence Anglin's wanted poster rests outside a medical cell on Alcatraz Island

Gelang den Brüdern John und Clarence Anglin die Flucht?

Dass Trump Alcatraz als das sicherste Gefängnis in den USA bezeichnete, stößt bei Kennern sauer auf. 1962 ergriffen dort drei Männer die Flucht. Mit Löffeln und einem improvisierten Bohrer gruben sie sich durch Mauern und Belüftungsschächte - und wurden nie gefunden.

Ob Frank Morris und die Brüder John und Clarence Anglin den Versuch, mit zusammengeflickten Schwimmwesten und einem Schlauchboot an die fast zwei Kilometer entfernte Küste zu gelangen, überlebt haben, ist bis heute ungeklärt. Sie wurden für tot erklärt. Ihr Ausbruch ist dank Allen West, dem zurückgelassenen Vierten im Bunde, gut dokumentiert ist und diente als Vorbild für den Film „Flucht von Alcatraz” mit Clint Eastwood.

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